Transzendentale Meditation und Psychologie
3 Psychologische Aspekte
In einer ersten Pilotstudie - einer Querschnittuntersuchung an 49 Meditationslehrern mit dem Freiburger Persönlichkeitsinventar (FPI) - fanden Fehr et al.(1972) bei den 29 (im Schnitt knapp 7 Jahre) länger TM-Praktizierenden signifikant positivere Werte in folgenden Skalen des Freiburger Persönlichkeitsinventares FPI: reduzierte Nervosität, reduzierte Depressivität, reduzierte Erregbarkeit, größere Geselligkeit, größere Gelassenheit, geringeres Dominanzstreben, reduzierte Gehemmtheit, reduzierte emotionale Labilität (reduzierter Neurotizismus) und größere Maskulinität (Robustheit).
Fehr (1975, Übersicht in Fehr, 1996) führte in der ersten Hälfte der siebziger Jahre drei weitere FPI-Studien an Praktizierenden der TM durch. In der ersten, einer Längsschnittuntersuchung, wurden zur Vermeidung von Wiederholungseffekten die beiden teststatistisch zwar äquivalenten, in den verwendeten Fragen jedoch (außer dem Faktor: „Offenheit“) voneinander unabhängigen Halbformen A und B des FPI eingesetzt. In den beiden anderen Studien - einer zweiten Längs- und einer Querschnittuntersuchung - wurde die Gesamtform des Freiburger Persönlichkeits-Inventares von Fahrenberg und Selg (1970) benutzt.
Die 92 Probanden seiner ersten Längsschnittstudie beschreiben sich zu Anfang der Meditation im Vergleich zur Norm als signifikant „nervöser“, „depressiver“, „erregbarer“, weniger „gelassen“, „toleranter“, „gehemmter“, „emotional labiler“ und weniger „maskulin“ (etwa i.S. von „Robustheit“). Das dürfte typische Anfänger und Interessenten der TM zutreffend charakterisieren. Diese Gruppe stellt eine psychologisch markante Selektion aus dem Bevölkerungsquerschnitt dar. Die Ergebnisse würden für randomisierte Stichproben anders aussehen.
Von den beim Posttest erzielten Ergebnissen sind die dann nicht mehr aufzeigbaren negativen Abweichungen der Meditierenden gegenüber der Norm in „Nervosität“, „Depressivität“, „Gelassenheit“, „Neurotizismus“ und „Maskulinität“ teilweise auch durch Regression zur Mitte zu erklären; sie werden daher bei der weiteren Interpretation außer Betracht bleiben. Von den beim Posttest nach acht Wochen neu zu beobachtenden signifikanten Abweichungen der Werte der Meditierenden im Normvergleich sind die psychologisch konstruktiven Abweichungen in „Aggressivität“, und „Geselligkeit“ (alle mit p<.05) relativ geringfügig. Als beim Posttest möglicherweise bedeutsam zu beachtende Ergebnisse bleiben die - in der Größenordnung derjenigen des Praetests vergleichbar - signifikant größere Toleranz (Faktor: „Dominanzstreben“), die signifikant geringere (im Praetest sigifikant erhöhte) „Gehemmtheit“ und die beiden nun festzustellenden signifikanten negativen Abweichungen in „Erregbarkeit“ („ruhiger“) und „Offenheit“ („verschlossener“) übrig. Wegen der nach den Angaben der Testautoren erhöhten Korrelation der Skalen „Offenheit“ mit „Aggressivität“ und „Erregbarkeit“ wird auf die Interpretation bezüglich der letztgenannten Skala verzichtet.
Festzuhalten aus den Daten des Posttests ist damit erstens die signifikant größere Verschlossenheit der Meditierenden im Vergleich zur Norm acht Wochen nach dem Erlernen der Meditation mit einem vermutlich verstärkt verfälschenden Einfluß auf das Antwortverhalten in den vor allem mit der Skala „Offenheit“ korrelierenden Skalen („Aggressivität“, „Depressivität“ „Erregbarkeit“). Zweitens bestätigt der Posttest die „tolerante, verständnisvolle Einstellung“ Meditierender aus dem Praetest, ohne dass eine veränderte Selbstbeschreibung im Zusammenhang mit der Meditationspraxis in diesem Faktor erkennbar wäre. Dies Ergebnis legt nahe, dass es sich um eine von vorneherein gegebene Einstellung („trait“) und ein charakteristisches - selektives - Unterscheidungsmerkmal von Menschen, die zur Meditation disponiert sind, handelt. Eine auffallend „tolerante, verständnisvolle“ Einstellung kennzeichnet demnach Probanden, die an TM interessiert und motiviert sind, diese Technik zu erlernen. Drittens ist festzustellen, dass anstelle der gegenüber der Norm signifikant erhöhten „Gehemmtheit“ der Probanden zu Beginn der TM beim Posttest eine im Normvergleich signifikant ungezwungenere, kontaktfähigere Selbsteinschätzung gegeben wird.
In der zweiten Längsschnittstudie Fehr’s - Schöpf. Int. 4/20: 4 - 15 (1975): “Die Wirkung der Transzendentalen Meditation auf die Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen” - (zusammengefasst dargestellt in Fehr, 1996) wurde einer Gruppe von 35 Probanden dreimal das FPI gegeben, einmal vor dem Erlernen der Transzendentalen Meditation, ca. 8 Wochen später und nochmals 60 Wochen später. Zu diesem Zeitpunkt hatten 12 Personen aufgehört zu meditieren. Um die Ähnlichkeit der Gruppen zu testen, wurden die anfänglichen Durchschnittswerte der 25 Meditierenden mit denen der später nicht mehr meditierenden 12 Probanden retrospektiv verglichen. Es zeigte sich außer einer knapp signifikant erhöhten Extraversion bei den prospektiven Drop-outs kein weiterer Unterschied zwischen den Gruppen.
Zur Zeit der dritten Untersuchung nach ca. einem Jahr zeigten die 25 Meditierenden im Vergleich zur Kontrollgruppe der Drop-outs in fünf Faktoren signifikant bessere Werte. Betrachtet man die Veränderungen innerhalb des gleichen Zeitraums, so zeigt die Experimentalgruppe Meditierender signifikant stärkere positive Veränderungen verglichen mit der Kontrollgruppe in 7 FPI-Skalen:
Nervosität: weniger körperliche Beschwerden oder psychosomatische Allgemeinstörungen; geringere körperliche Affektresonanz und generell geringere Erlebnisaktualität körperlicher Regulationen.
Depressivität: ausgeglichenere Stimmung, eher positiv und gelöst, optimistisch, wenig Sorgen: verbesserter emotionaler Rapport mit anderen; Konzentrationsfähigkeit ; Selbstsicherheit, selbstzufrieden und unbeschwert, fühlt sich dem Leben gewachsen und ist mit seinem Schicksal zufrieden.
Geselligkeit: größere Zunahme von Kontaktbedürfnis und Kontaktstreben, kontaktsuchend, umgänglich, schließt schnell Freundschaften und hat einen großen Bekanntenkreis; Lebhaftigkeit , unternehmungslustig, aktiv, gesprächig, mitteilsam und schlagfertig.
Gehemmtheit: mehr Ungezwungenheit; selbstsicher, selbstbewußt, von anderen Menschen unabhängig, sicheres Auftreten und Handeln, kontaktfähig, geringere körperliche Erwartungsspannung, geringe körperliche Affektbeteiligung; Aktionsbereitschaft, einsatzbereit, experimentierfreudig, unternehmungslustig.
Extraversion: größere Zunahme von Geselligkeit; kontaktbedürftig, kontaktsuchend und kontaktfähig, umgänglich, schließt schnell Freundschaften, ungezwungen; Lebhaftigkeit, ungezwungen, impulsiv, gesprächig, liebt Abwechslung und Unterhaltung; Aktivität und Erregbarkeit, unternehmungslustig, dominierend, tonangebend, durchsetzungsfähig erregbar, u. U. unbeherrscht.
Neurotizismus: ausgeglichenere und stabilere Stimmung , eher positiv, gelöst, gut aufgelegt, beherrscht, geduldig, ruhig, gelassen; Selbstsicherheit, wenig Sorgen und/oder Schuldgefühle; Konzentrationsfähigkeit ; ungestörter emotionaler Rapport zu anderen.
Maskulinität (Robustheit): aktivere Durchsetzung, selbstbewußt, unternehmungslustig, zuversichtlich, einsatzbereit; ausgeglichenere Stimmungslage; wenig körperliche Beschwerden, wenig Lampenfieber und wenig psychosomatische Allgemeinstörungen.
Der Vergleich der beginnenden Meditierenden mit der Norm zeigte signifikant stärkere Neurotizismuswerte bei den Probanden der Experimentalgruppe. Nach einem Jahr Meditationspraxis jedoch lagen die Neurotizismuswerte der Meditierenden im Vergleich zur Norm signifikant niedriger. Verglichen mit der Norm zeigten Meditierende ein Jahr nach dem Erlernen der Meditation zudem signifikant höhere Extraversionswerte. Das Ausmaß der Veränderungen streute bei den Meditierenden in „Nervosität“ und „Maskulinität“ individuell signifikant stärker als bei der Kontrollgruppe. In diesen Beschwerdebereichen brachte das Meditieren einigen Probanden nur geringe, anderen erhebliche Befindensverbesserungen.
Die Veränderungen der verschiedenen Faktoren zwischen der ersten und zweiten und zwischen der zweiten und dritten Untersuchung können mit Hilfe von Kurven beschrieben werden. Die Kurvenläufe lassen vermuten, dass regulativ-kompensatorische Tendenzen (Verringerung von Neurotizismus) in den ersten Wochen Praxis der Transzendentalen Meditation dominieren und dass in den folgenden Monaten die Themen Aktivation und kreativ-expansive Tendenzen stärker in den Vordergrund treten.
Im retrospektiven Vergleich derAnfangswerte beider Gruppen hatten sich die 12 späteren Dropouts sowohl im Vergleich zu den 25 Meditierenden als auch zu den Normwerten knapp signifikant extravertierter beschrieben. Es ist daher zu vermuten, dass extravertierte Meditationsanfänger dazu tendieren, mit dem regelmäßigen Praktizieren der TM eher aufzuhören. Das ist insofern plausibel, als „Extraversion“ sensu FPI erhöhte „Geselligkeit (Kontaktbedürftigkeit), Lebhaftigkeit (Abwechslung, Unterhaltung), Aktivität und Erregbarkeit (unternehmungslustig, dominierend, tonangebend, erregbar)“ mißt. Diese Probanden, haben daher mitunter Probleme, sich zweimal zur täglichen Meditationsroutine zurückzuziehen. Erfahrungsgemäß wird die Meditation von diesen Probanden nach einiger Zeit unregelmäßig praktiziert und verliert sich innerhalb einiger Wochen oder Monate ganz.
In der jüngsten Veröffentlichung (Fehr, 2003) zeigte sich die Transzendentale Meditation besonders wirksam bei psychosomatischen (somatoformen) Beschwerden, der Depressivität und des persönlichen Stressniveaus
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Standardisierte Werte (z-Werte) verschiedener Patientengruppen zu verschiedenen Zeitpunkten in der FPI-Skala Nervosität. Psychotherapie: Ps.th.-Start - Beginn; P3-4 - Kurzzeitintervall; P6 - Langzeitintervall; Meditation : Medi-Start - Meditationsbeginn; M4 - Kurzzeitintervall; M10-12 - Langzeitintervall; L 35: 19 Langzeitmeditierende mit im Mittel 3 Jahren Meditationspraxis zu Psychotherapiebeginn; L 49: 19 Langzeitmeditierende 14 Monate nach Anfangsmessung. Kontrollgruppe: Langzeitintervall 11,3 Monate.
Man beachte: Die Werte der Langzeimeditierenden haben den Verbesserungstrend (Verringerung der psychosomatischen Symptome) in den drei Jahren Meditationspraxis fortgesetzt, liegen bereits in der Anfangsmessung (L 35) unter der normalerweise zu erwartenden Beschwerdehäufigkeit (Bevölkerungsmittelwert) und verbessern die Werte in den darauf folgenden 14 Monaten noch weiter.
Vergleiche der Veränderungen in Nervosität durch Psychotherapie und Meditation: 16 Patienten, die nach ca. ½ Jahr Therapie mit der Meditation begannen; Retestintervalle von ca. 3 und 6 Monaten (Psychotherapie), sowie 4 und ca. 8-12 Monaten (Meditation); Vergleichswerte der Kontrollgruppe.
Die psychosomatische Stabilität nimmt mit fortschreitender Meditationspraxis innerhalb des ersten Jahres zu. Sie bleibt auch bei den Langzeittherapiepatienten ca. 20 Monate nach Meditationsbeginn in etwa gleicher Größe erhalten. Die Vergleiche mit den Veränderungen in der Kontrollgruppe zeigen, dass Transzendentale Meditation der Psychotherapie vor allem bezüglich des Langzeiteffektes und der Nachhaltigkeit in der Reduktion psychosomatischer Beschwerden signifikant überlegen ist. Die Effektstärke der Meditation (über 1 Jahr) beträgt ES = 1.33 im Vergleich zur Kontrollgruppe ES = 0.44, die Effektstärke der Meditation liegt also etwa um die beeindruckende Größenordnung von ES = .89 besser als die der Kontrollgruppe.
Standardisierte Werte (z-Werte) verschiedener Patientengruppen zu verschiedenen Zeitpunkten in der FPI-Skala Depressivität. Psychotherapie: Ps.th.-Start - Beginn; P3-4 - Kurzzeitintervall; P6 - Langzeitintervall; Meditation: Medi-Start - Meditationsbeginn; M4 - Kurzzeitintervall; M10-12 - Langzeitintervall; L 35: 19 Langzeitmeditierende mit im Mittel 3 Jahren Meditationspraxis zu Psychotherapiebeginn; L 49: 19 Langzeitmeditierende 14 Monate nach Anfangsmessung. Kontrollgruppe: Langzeitintervall 11,3 Monate.
Normwerte in Depressivität werden etwa anderthalb bis zwei Jahre nach Interventionsbeginn erreicht. Während psychosomatische Symptome sich relativ rasch innerhalb weniger Monate nach Beginn der Meditation verringern, ist die Abnahme von Depressivität den Langzeiteffekten der Meditation zuzuordnen. Die antidepressive Wirkung - mehr Selbstsicherheit, Konzentrationsfähigkeit, Ausgeglichenheit - macht sich im zweiten Jahr nach Beginn der Meditation deutlich bemerkbar.
Depressivität, Veränderungen; Psychotherapie: Kurzzeit (n = 44, 4 Monate), Langzeit (n = 16, 12 Monate); Meditation: (Kurzzeit, n = 55, 5 Monate, ein Jahr (n = 40, 12 Monate) und Langzeit (n = 13, 20 Monate), Kontrollgruppe: n = 20
Die Anfangs- und Endwerte der 19 langzeitmeditierenden Psychotherapiepatienten (dreijährige Meditationspraxis vor Therapiebeginn) pendeln in der Nähe des Bevölkerungsdurchschnitts, mit deutlicher Tendenz zu weiterer Verbesserung im Therapiezeitraum. Die Anfangswerte dieser Gruppe weisen bereits zu Therapieanfang eine nur unerhebliche Abweichung von der Norm auf. Dies kann – ähnlich wie in FPI Nervosität – als Effekt vorheriger langfristiger Meditationsausübung gelten. Dies spricht wegen der mehrjährigen Meditationspraxis dieser Therapieanfänger für die Stabilität und Verbesserung der Werte im Laufe der Zeit.
Psychotherapie zeigte sich kurz- und langfristig wirksam zur Steigerung von Selbstsicherheit, Konzentrationsfähigkeit und Ausgeglichenheit. Und: Die Wirkung auf Dauer regelmäßiger Meditation – auch als alleinige Maßnahme – kann als wirksame und nachhaltige Prävention gegen Depressivität angesehen werden.
Psychologische Untersuchungen beschäftigten sich mit Persönlichkeitsvariablen ebenso wie mit der Testung von Fähigkeiten oder klinischen und psychotherapeutisch interessanten Variablen. Einen Überblick über psychologische Wirkungen verschiedener Meditationstechniken – im wesentlichen über transzendentale und Zen Meditation – gibt Howald. Er fand in seiner eigenen Untersuchung an Praktizierenden unterschiedlich fortgeschrittener TM-Techniken (Transzendentale Meditation und TM-Sidhi-Programm) im Vergleich zu Hatha-Yoga-Übenden nur uneinheitlich zu bewertende und wenig konsistente Resultate. Keine Gruppe schien der jeweils anderen in den psychologischen Messungen spezifisch überlegen zu sein.
Alexander (1991) erfaßte in einer Meta-Analyse 42 Studien, in denen die Transzendentale Meditation berücksichtigt worden war. Er stellte für Praktizierende der TM einen dreimal größeren Anstieg der Selbstverwirklichungsindices im Vergleich zu anderen Formen der Entspannung oder Meditation fest. Faktorenanalytische Auswertungen ließen affektive Reife, Integrative Perspektive des Selbst und der Welt und ‚resilient sense of self’ als Schlüsselbegriffe deutlich werden.
Eppley et al. (1989) nutzten für eine breit angelegte Meta-Analyse der Effektivität verschiedener Relaxationsmethoden in der Reduktion von Angst die Daten von 109 Studien: Die Ergebnisse lagen für die meisten Relaxationsmethoden vergleichbar außer für die TM-Meditation, die einen signifikant größeren Effekt – etwa das Zweifache – als die anderen Entspannungs- (PR, Benson, EMG) oder Meditationstechniken (Sanskrit-Mantra Meditation) produzierte. Die Autoren führen die größeren Effekte hypothetisch auf den geringeren Grad von Anstrengung in der TM im Vergleich mit anderen Techniken zurück.
Gemeinsame Verbesserungen in Angst und alpha-EEG bei einer Gruppe von 30 Angstneurotikern fanden Jangid et al. (1988), während eine Studie von Raskin et al. (1980) nur bei 40% der chronisch Angstkranken einen Effekt entdeckte, und dieser zeigte keine Unterschiede zwischen den eingesetzten Interventionen (TM, Muskel-Feedback, Ralaxation); es gab außerdem keinen Zusammenhang zwischen dem Grad muskulärer Entspanntheit und dem Therapieeffekt, so dass die Autoren auf nur einen begrenzten Nutzen von Muskelentspannung als alleiniger Behandlung für chronisch Angstkranke schließen.
Untersuchungen mit dem Ergebnis einer fördernden Wirkung der TM auf Intelligenz führte Tjoa (1975) an 36 regelmäßigen Meditierenden durch. Bei diesen war im Laufe von 16 Monaten eine signifikante Erhöhung der Intelligenz und eine signifikante Reduktion von Neurotizismus gegenüber den 28 unregelmäßig Meditierenden festzustellen. Signifikante Verbesserungen in Intelligenz, Lernfähigkeit und moralischem Urteilsvermögen fanden auch Kotchabhakdi et al. (1982) bei 36 TM-Praktizierenden – sowohl den regelmäßigen als auch den unregelmäßigen – gegenüber 18 Kontrollpersonen im Laufe von 4 Monaten. Vortestergebnisse zeigten keine Differenzen zwischen den Gruppen. Bei den regelmäßig Meditierenden waren die Verbesserungen größer als bei den Unregelmäßigen.
Im Gegensatz zu diesen Untersuchungen fanden wir bei der Gruppe von 49 Meditationslehrern, die wir 1972 zusammen mit unserer ersten FPI-Untersuchung einem Test mit Raven's Progressiven Matrizen unterzogen, weder für die Gruppe als ganzes, noch für länger gegenüber kürzer Meditierenden im Zusammenhang mit der Meditation irgendwelche signifikanten Ergebnisse. Auch die Resultate von Sabel (1980), der keine erhöhte Konzentrationsfähigkeit als Kurzzeiteffekt der Meditation entdecken konnte, und Yuille et al. (1980), die weder bezüglich Kurz- und Langzeitgedächtnis und Aufmerksamkeit, noch in Leseverständnis oder Intelligenz systematische Effekte der Meditation verglichen mit den Kontrollbedingungen (Savasana Yoga, TM, Pseudomeditation, no treatment-Gruppe) fanden, weisen in die gleiche Richtung. In der letzterwähnten Studie waren in jeder der treatment-Gruppen allerdings mehr als 40% dropouts zu verzeichnen.
Keine TM-Effekte in Kreativität konnte Domino (1977) in einer TM-kritischen Studie mit vier jeweils 35 Personen umfassenden Gruppen – TM, die Benson-Technik, Kreativitätstraining, no treatment – aufgrund des Ausübens einer der Entspannungstechniken zwischen Vor- und Nachtest nach sechs Monaten feststellen. Die Gruppe mit psychologischem Kreativitätstraining war die einzige mit signifikanten Verbesserungen in vier der fünf gemessenen Tests.
Ein außergewöhnliches Thema behandelte eine Untersuchung von Rao und Rao (1982). Sie fanden bei TM-Meditierenden signifikant positive Korrelationen zwischen den Testwerten der subliminalen Wahrnehmung und denen der außersinnlichen Wahrnehmung; bei den Kontrollpersonen war keine Korrelation nachweisbar. Innerhalb der TM-Gruppe unterschieden sich die PSI-Treffer von den PSI-Versagern signifikant bezüglich ihrer subliminalen Wahrnehmung; Teilnehmer mit hohen und niedrigen Werten in subliminaler Wahrnehmung differierten signifikant in ihren Werten bezüglich der außersinnlichen Wahrnehmung. Der einzige signifikante Unterschied zwischen der TM- und der Kontrollgruppe war der in subliminaler Perzeption. Allerdings zeigten die Versuchspersonen mit größerer Anzahl subliminaler Treffer bei den Meditierenden gegenüber den Kontrollpersonen mit hohen subliminalen Trefferwerten signifikant höhere Anzahl von Treffern in den Aufgaben für außersinnliche Wahrnehmung.
Demgegenüber stehen die Resultate einer Untersuchung über Clairvoyance („Hellsichtigkeit“) an Praktizierenden der TM und des TM-Sidhi-Programmes (Griggs, 1982). Im Gegensatz zu den Hypothesen des Autors zeigten sich keine Zusammenhänge zwischen der Zugehörigkeit zur TM-Sidhi-Gruppe und hellsichtigen Fähigkeiten; in Bezug auf die Praktizierenden der Meditation zeigte sich ein unerwartetes Ergebnis: Meditierende erzielten signifikant geringere Werte in Clairvoyance als Probanden mit einfacher Entspannung oder TM-Sidhi-Praktizierende.
4 TM in Psychotherapie und Psychiatrie
B. Glueck, Direktor des psychiatrischen Krankenhauses Institute of Living in Hartford, Connecticut und C. Stroebel (1975), der Leiter des psychophysiologischen Labors derselben Institution erprobten in der ersten Hälfte der siebziger Jahre drei Techniken – AT, alpha-Biofeedback, TM – , um die für die spezielle Klientel des Krankenhauses optimale Methode zu finden. Aus den Resultaten einiger vergleichender Studien, die die genannten Methoden beinhalteten, schlußfolgerten sie, dass die TM die angemessenste Technik für psychiatrische Patienten sei. Als vorteilhaft heben sie die rasche Erlernbarkeit und die Akzeptanz der TM durch die Patienten hervor; die Meditation schien das Interesse der Patienten über eine genügend lange Zeit zu fesseln. Vergleiche mit den beiden anderen Gruppen waren nicht möglich, da die Patienten bereits nach kurzer Zeit mit dem AT und dem Biofeedback aufhörten, weil sie damit nicht zurechtkamen.
Epidemiologische Studien der Nationalen Gesundheitsbehörde Schwedens – ebenfalls Mitte der siebziger Jahre – durch eine Fragebogenaktion an allen 182 psychiatrischen Institutionen, einschließlich 133 Krankenhäusern und 49 Polikliniken mit einer Rücklaufquote von 85%, belegen, dass für TM-Meditierende die Einweisung in die Psychiatrie etwa 150 - 200 mal weniger wahrscheinlich war als in der normalen Bevölkerung. Es wurden lediglich 8 psychiatrische Patienten mit TM-Kontakt landesweit gefunden. Bezogen auf die Anzahl von Menschen, die TM gelernt hatten – damals etwa 35.000 – und einer Wahrscheinlichkeit psychiatrischer Behandlung in der Bevölkerung von 1:20 wäre eine Anzahl psychiatrischer TM-Patienten von etwa 1750 zu erwarten gewesen. Der wissenschaftliche Berater der Gesundheitsbehörde, Ottoson, schloß aus diesen Daten, dass die TM nicht nur sicher sei, sondern einen beträchtlichen Wert in der Prävention psychiatrischer Krankheiten besitze (1977).
Castillo (1990) konstatierte nach psychiatrisch orientierten Interviews mit sechs Meditierenden über ihre subjektiven Erfahrungen eine Langzeitverminderung der Fähigkeit, extreme emotionale Gefühle zu empfinden und die subjektive Erfahrung konstanter Zufriedenheit sowie leichte Episoden von Derealisation. Die Erfahrungen von Depersonalisation, über die die Meditierenden berichteten, beeinträchtigten während der Alltagsaktivität weder ihre Sozialkontakte noch die berufliche Qualifikation. Diese Erfahrungen waren völlig frei von Angst oder Panik, was Castillo auf die Art zurückführt, in der die Meditierenden diese Erlebnisse kognitiv strukturierten. Er leitet daraus therapeutische Hinweise für die Behandlung von Patienten ab, die angstvoll unter Depersonalisationserlebnissen leiden. Er meint, dass offensichtlich die Art der subjektiven kognitiven Strukturierung solcher Erfahrungen dafür ausschlaggebend ist, ob das Erleben angstauslösend ist oder nicht und dass TM eine angstfreie kognitive Strukturierung von Depersonalisation ermögliche.
Block (1977) wiederum – der sich derselben kognitiven Distanz Meditierender gegenüber affektivem Geschehen aus psychologischer Sicht annähert – sieht die Transzendentale Meditation als angstvermindernden reziproken Inhibitor mit Vorteilen für den Patienten: Rasche Induktion eines Relaxationszustandes als Basis für eine selektivere und effektivere Desensitivierung, beliebige Benutzbarkeit durch den Patienten in anderen Lebenssituationen, reduzierte Notwendigkeit der Inanspruchnahme und entsprechender Zeitgewinn für den Therapeuten sowie Förderung der Unabhängigkeit des Patienten.
Weder irgendwelche nützlichen, noch schädliche Effekte der TM bei Erhebung von 73 physiologischen und psychologischen Messungen an 17 Studenten vor und 2 respektive 10 Wochen nach Beginn der Meditation im Vergleich zu 7 Kontrollpersonen fanden Rogers und Livingston (1977).
Senar diskutiert die Anwendbarkeit östlicher Techniken wie Yoga und Zen – vor allem unter dem Aspekt des Unbewussten – und der Transzendentalen Meditation und deren psychotherapeutischen Vorteile als Behandlungsverfahren in der Psychiatrie (1982).
Ein Plädoyer für die Berücksichtigung von Methoden des „Human Potential Movement“ in der Psychoanalyse durch Techniken wie Psychosynthese, Transaktionsanalyse, Gestalt, Rolfing, Transzendentale Meditation und andere Techniken hält Miller vom Amerikanischen Institut für Psychoanalyse in New York (1977). Ebenfalls für eine Öffnung – hier allerdings von JANOVS Primärtherapie – gegenüber anderen Techniken wie Hypnose, Psychodrama, Transzendentale Meditation u.a. im Kontrast zur Inkompatibilitätsbehauptung anderer Therapien mit der Primärtherapie durch JANOV spricht sich Aubin aus (1977) und Lewis (1978) sieht JUNG'sche Tiefenpsychologie und Transzendentale Meditation als komplementäre Methoden zur Verwirklichung des Selbst. Avila und Nummela (1977) schlagen eine psychologische anstelle einer philosophischen oder mystischen Erklärung der Transzendentalen Meditation vor, um eine breitere Akzeptanz zu erreichen.
Sämtlichen positiven Untersuchungsergebnissen über Meditation kritisch bis ablehnend gegenüber stehen die theoretischen Artikel von Barte (1980) und de Bont (1980).
Fehr (2006) fand vollständige Anfallsfreiheit bei zwei Meditierenden, die unter partieller Epilepsie gelitten hatten, ab dem Datum des Lernens der Transzendentalen Meditation. In einem Zeitfenster von 27 Jahren hatten insgesamt 700 Interessenten die TM erlernt. Bevölkerungsstatistisch wären bei einer üblichen Erkrankungsrate (Prävalenz) von 0,5 bis 1% in Deutschland etwa 3 bis 7 epileptische Erkrankungen zu erwarten gewesen - es gab keine einzige. Dies lässt hoffen, dass die Transzendentale Meditation bei partieller Epilepsie hilfreich sein könnte.
In einem anderen ausführlichen Artikel in medical hypotheses setzt sich der amerikanische Meditationsforscher Orme-Johnson (2006) mit derselben Frage auseinander und kommt ebenfalls zu der Schlussfolgerung, dass TM Krankheiten des Nervensystems vorbeugt oder bessert und speziell bei Epilepsie eine segensreiche Wirkung entfaltet.
Vorher hatten sich bereits andere Forscher ähnlich zur positiven Wirkung der TM bei epileptischen Krankheiten geäußert (Barnes 2005, Chalmers 2005).