Transzendentale Meditation und Medizin
1 Körper
Eine intensive Phase der Erforschung von Meditationswirkungen begann Ende der sechziger Jahre vor allem mit den Arbeiten von Wallace und Mitarbeitern (1970, 1971) – neuere Übersicht in Jevning et al. (1992) -, über Transzendentale Meditation als „wache hypometabolische physiologische Antwort“ mit typischen Veränderungen wie Reduktion von Atem- (Verringerung von Sauerstoffaufnahme und Kohlendioxydproduktion) und Herzrate, Anstieg des Hautwiderstandes, Abfall der Milchsäurekonzentration im Blut (ein Anstieg von Blutlaktat ist assoziiert mit Angst: bei Angstneurotikern zeigt sich nach Pitts (1969) ein starker Anstieg von Milchsäure im Blut unter Stress) und Zunahme der EEG-Synchronisation.
In späteren physiologischen Untersuchungen an 10 Meditationslehrern mit 5-8 Jahren Meditationspraxis fanden Jevning und Wilson innerhalb der Meditation eine Steigerung der Durchblutung des Gehirns um 65% mit kurzen 20-30 Sekunden dauernden Zunahmen von 200% bis 300% (1978) sowie Farrow und Russel bei 18 von 54 Langzeitmeditierenden mit durchschnittlich 4;3-jähriger Praxis spontane Episoden von Atempausen mit einer Dauer von bis zu 50 Sekunden (1982).
Mehrere Untersuchungen - so von Benson und Wallace (1983), Blackwell et al. (1975), Wallace et al. (1983) - bestätigen den positiven Einfluss regelmäßiger Meditation bei der Senkung überhöhter Blutdruckwerte. Eine verringerte beta-adrenerge Rezeptorenempfindlichkeit bei Meditierenden mit zwei- bis dreijähriger Praxis (Mills, 1990) sowie signifikant geringere Serum-Cholesterin-Werte (Cooper, 1979) lassen die Nützlichkeit regelmäßiger TM-Entspannung bei Hypercholesterinämie vermuten. Demnach könnte regelmäßige Meditation überhöhtem Blutdruck vorbeugen, Medikamente wie Beta-Blocker einsparen helfen und arteriosklerotischen Prozessen entgegenwirken.
In einer TM-kritischen Untersuchung von Fenwick (1977) wurden nur unbedeutende Abnahmen des Sauerstoffverbrauches und der Kohlendioxidproduktion bei Meditierenden in der auch bei Muskel-Relaxation zu erwartenden Größenordnung festgestellt; hier wurden Veränderungen während der Meditation gefunden, wie sie für das Schlafstadium 1 charakteristisch sind; nach Meinung der Autoren gab es keine Evidenz für einen hypometabolischen Zustand, keine Evidenz für anderes als Schlafstadium 1-typisches EEG, keine Evidenz für einen vierten Hauptbewusstseinszustand, wie er von Wallace u.a. behauptet werde.
Raschere physiologische Habituation der GSR (Galvanischen Hautreaktion) auf unregelmäßig dargebotene Stress-Stimuli, geringere Zahl multipler GSR pro Reiz sowie geringere Anzahl spontaner Hautwiderstandsschwankungen für Meditierende als Zeichen erhöhter Effizienz neurologischer Informationsverarbeitung und größerer physiologischer Stress-Stabilität wies Orme-Johnson (1973) in einer Studie an 14 Meditierenden und 16 Kontrollpersonen nach.
1.2 Hormone
Es wurden verschiedene hormonelle Änderungen wie reduzierte Cortisol- und Prolactinspiegel in Plasma und Urin (Gallois, 1984 und Bevan, 1976) und verminderte TSH-Werte (Werner, 1986) sowie erhöhte Dehydroepiandrosteron-Sulfat-Werte (DHEA) (Glaser et al., 1992) vor allem bei Langzeitmeditierenden gemessen. Sie werden von den Autoren als größere physiologische Stress-Stabilität (Cortisol- und TSH-Reduktion ) und Modifikation des altersbezogenen Absinkens der DHEA-Sekretion im adrenalen Cortex interpretiert, da die DHEA-Werte etwa denen 5-10 Jahre jüngerer Nicht-Meditierender entsprachen.
In dieselbe Richtung weist die Feststellung eines signifikanten Plasma-Anstieges der Aminosäure Phenylalanin bei länger als drei Jahre Meditierenden (Jevning, 1977). Phenylalanin produziert im Gehirn den Neuroregulator 2-Phenyläthylamin und ist ein Noradrenalin-Metabolit. Es gibt Spekulationen, dass der Mechanismus, der Depressionen zugrundeliegt, mit einem Mangel an Phenyläthylamin zusammenhängen könnte (nach Holler, 1991).
Bujatti und Riederer (1976) fanden einen hochsignifikanten Anstieg des Serotonin-Metaboliten 5-HIAA (5-Hydroxyindolessigsäure) und einen signifikanten Abfall des Adrenalin/Noradrenalin-Metaboliten VMA (Vanillinmandelsäure) für Meditierende mit durchschnittlicher Praxis von zweieinhalb Jahren. Sie interpretierten dies als das Resultat einer Abnahme phasischer Aktivierung (arousal) und einer Zunahme von Ruhe und Erfülltheit („rest and fulfillment response“) im Gegensatz zur „fight and flight response“.
Ein signifikanter Anstieg auf das im Schnitt Fünffache des Ursprungswertes der AVP-Sekretion (Vasopressin) während der Praxis Langzeitmeditierender wird von O’Halloran als möglicher Hinweis dafür gesehen, dass AVP, dessen verhaltensmodifizierende Wirkung aus Untersuchungen an Menschen und Tieren bekannt ist (de Weid, 1978; Ehrensing, 1978), ein Mediator für die über Meditation berichteten Effekte im Bereich des Lernens und des Gedächtnisses als auch in der Psychotherapie sein könnte (O'Halloran, 1985).
McLean und Mitarbeiter (1997) verglichen in einer randomisierten Studie die Wirkung von Stresstraining im Vergleich mit TM über vier Monate. Sie untersuchten die Basalwerte und die akuten Reaktionen von Cortisol, des Wachstumshormons, TSH (Thyreotropin) und Testosteron zu Beginn und am Ende der viermonatigen Untersuchungsperiode. Nur in der TM-Gruppe nahmen die Basalwerte und die durchschnittlichen Cortisolwerte während der Stress-tests von Vor- zu Nachtest ab. Die Cortisolansprechbarkeit auf Stressoren stieg in der TM-Gruppe allerdings verglichen mit der Kontrollgruppe an. Die Basalwerte und / oder die Reagibilität für TSH, Wachstumshormon und der Testosteron-Basalwert veränderten sich in entgegengesetzte Richtungen in beiden Gruppen. Insgesamt betrachtet schienen die Cortisol- und Testosteron-Ergebnisse andere Untersuchungen darin zu bestätigen, dass regelmäßige Praxis der TM-Technik die Auswirkungen von gesundheitsschädlichem chronischem Stress umkehrt.
1.3 Gehirn
Zahlreiche Untersuchungen beschäftigten sich mit den elektroenzephalographischen Veränderungen der Hirnfunktion.
Alpha-EEG in Transzendentaler Meditation sowie dessen Verlangsamung in Frequenz und Zunahme in Amplitude (Stadium 1), von frontal nach occipital sich ausbreitende theta-Wellen (Stadium 2), hypersynchrone beta-Wellen über alle Ableitungen hinweg in tiefer Meditation (Stadium 3) und hohe Synchronisation frontaler und occipitaler Hirnaktivität wurden von Banquet beschrieben (1973). Von Hebert und Lehmann wurden bei 30% der Meditierenden in Abständen von etwa 2 Minuten theta-bursts vor allem in den frontalen Ableitungen gefunden (1977). Eine Verkürzung der Latenzzeit akustisch evozierter Hirnrindenpotentiale für die Meditierenden sowohl im Wachzustand als auch innerhalb der Meditation im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte sich in Untersuchungen von Kobal, Wandhöfer und Plattig (1975, 1976).
Während der bereits oben beschriebenen Atempausen war eine signifikante Zunahme der EEG-Kohärenz – einer Messung der Phasenstabilität, abgeleitet von FOURIER Serienanalysen – festzustellen (s.u.). (Badawi et al., 1984) Weitere Anzeichen für eine signifikante Zunahme der EEG-Kohärenz lassen sich aus den Ergebnissen von Orme-Johnson et al. (1981) und Dillbeck et al. (1981) ablesen; in diesen Studien an Langzeitmeditierenden fanden die Experimentatoren signifikante Unterschiede zwischen Meditierenden mit klarer Erfahrung reinen Bewusstseins in der Meditation hinsichtlich Kreativität und frontaler alpha-Kohärenz im Vergleich zu denen mit unklarer Erfahrung im einen Fall; und signifikante Korrelationen zwischen Geschwindigkeit der H-Reflex Erholung (Hoffmann-Reflex, ausgelöst perkutan in der fossea poplitea, die Antwort wurde gemessen über dem soleus-Muskel), frontaler Kohärenz des alpha-EEG und Flexibilität in Konzept-Lernen im anderen Fall. Eine weitere Studie zeigte, dass mit dem paarweisen H-Reflex zwischen männlichen Meditierenden und (zusätzlich) das TM-Sidhi - Programm Ausübenden differenziert werden kann: Letztere weisen eine signifikant raschere H-Reflex-Erholung als erstere auf. Bei Frauen war kein Unterschied zwischen Praktizierenden der Sidhis und normalen Meditierenden festzustellen. (Wallace, 1983)
Ornstein (1972) hatte Meditation durch einen „Gestalt-, holistischen und räumlichen kognitiven Stil“ charakterisiert, also durch vorwiegend rechtshemisphärische Aktivität bestimmt. Was sagen diesbezügliche Untersuchungen über Transzendentale Meditation ?
Verbesserungen rechtshemisphärischer Funktionen nur für Langzeitmeditierende – räumliches Lokalisieren und akustisches Erfassen eines Tones – waren durch frühere Studien von Harrison (1976) und Pagano et al. (1977) gezeigt worden. Spätere Untersuchungen lassen jedoch vermuten, dass meditationstypische Effekte mehr in eine andere Richtung gehen.
So fanden Warrenburg und Pagano (1982) zwischen prospektiven Meditations-Aufhörern („dropouts“) und erfolgreich weiter Meditierenden Unterschiede in der Fähigkeit, den Aufmerksamkeitsfokus vom linksdominanten zum rechtsdominanten Modus umzuschalten. Diese links-rechts-Umschaltung sei bereits vor dem Lernen der Meditation bei den später erfolgreich weiter Meditierenden gegenüber den dropouts besser ausgebildet, was von den Autoren als Prädisposition gewertet wird.
Die folgenden Untersuchungen von Meissner und Pirot (1983) weisen in eine ähnliche Richtung. Bi- und monaurale Reiz-Reaktionstests förderten Veränderungen der Muster neurologischer Reizverarbeitung zutage: Im Unterschied zu den Resultaten der relaxierenden Kontrollpersonen und der relaxierenden Meditierenden – signifikante Reaktionszeit-Vorteile für das rechte Ohr, also die linke Hirnhälfte bei beiden – zeigte sich nach der Meditation eine signifikante Unterdrückung der linken Hirnhälfte (relative Verlangsamung der Reaktionszeit für das rechte Ohr) und eine signifikante Erleichterung für die Reizanlieferung (signifikant geringere Reaktionszeit) in der rechten Hirnhälfte bei Reizanlieferung durch das linke Ohr. Die Autoren interpretierten die TM als Aufmerksamkeitsstrategie, die den üblichen Right Ear Advantage (Vorteil des rechten Ohres) durchbricht.
Nach den Autoren ist die TM ein Vorgang der Habituation der mentalen Wiederholung des Mantras. Hierdurch werde der linkshemisphärische verbalsdiskursive Habitus unterdrückt und die Aufmerksamkeit frei für andere interne oder externe Wahrnehmungen. Auf diese Weise werde ein veränderter Bewusstseinszustand induziert. Unter Hinweis auf Überaktivität der linken Hemisphäre bei Depressiven, Schizophrenen und depressiven Psychotikern diskutieren die Autoren wegen der Suppression linkshemisphärischer Tätigkeit durch Meditation ein möglicherweise breites therapeutisches Anwendungsspektrum der Technik im psychopathologischen Bereich.
In einer anderen Studie an 16 Meditierenden und 16 Kontrollpersonen waren keine signifikanten Unterschiede in der grundsätzlichen Hemisphärendominanz zu beobachten: Bennet und Trinder (1977) konnten durch Verwendung hemisphärenspezifischer – zwei analytische und zwei räumliche – Aufgaben die laterale Asymmetrie durch Schätzung der relativen Verteilung der alpha-Aktivität überprüfen. Der einzige Unterschied zwischen der Meditations- und der Relaxationsgruppe bestand in einer größeren lateralen Asymmetrie für beide Aufgabenarten bei Meditierenden: Analytische Aufgaben waren bei Meditierenden stärker linkshemisphärisch betont im Vergleich zur Kontrollgruppe und die räumlichen stärker rechtshemisphärisch. Sowohl während Meditation, als auch in Entspannung waren die alpha-Aktivitäten in beiden Hemisphären symmetrisch verteilt.
Dayton et al. (1990) fanden keine signifikanten Differenzen in der hemisphärischen Lateralisation mit einem tachistoskopischen hemiretinalen Erkennungstest im Vergleich 21 Langzeitmeditierender mit 21 Kontrollpersonen.
Größere hemisphärische Synchronisation sowie eine erhöhte Flexibilität im Umschalten zwischen rechts- und linksdominanten Modi scheinen nach den derzeitigen Ergebnissen eine angemessenere Erklärung meditationsspezifischer funktionaler Hirnveränderungen zu sein als prinzipielle laterale Asymmetrie oder Rechtsdominanz.
Höhere fonto-okzipitale sowie frontale Alpha-Kohärenz speziell im Zusammenhang mit Erfahrungen des Transzendentalen Bewusstseins fanden Travis & Wallace (1997, 1999) und Travis (2001, 2002)
1.4 Gesundheit
Mehrere Untersuchungen zeigen einen Nutzen der TM für Asthmatiker (Honsberger et al. 1973 [1], 1973 [2] und Wilson 1975), für Dialyse- und Transplantationspatienten (Doner 1976), für Parodontosepatienten (Seiler et al. 1979) und positive Wirkungen auf die psychische und psychosomatische Befindlichkeit (Overbeck 1982).
Regelmäßige Meditation (TM) verkürzt die Einschlafzeit. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung an chronisch schlaflosen Patienten an der Universität von Alberta in Edmonton, Canada. Die mittlere Einschlafzeit dieser Patientenverkürzte sich von 75 Minuten auf 15 Minuten innerhalb der ersten Wochen regelmäßiger Meditation. (Details)(Miskiman, 1972)
In einer Untersuchung der Immunreaktionen von 24 Geschäftsmännern mit der phytohämagglutinin-induzierten (PHA) Lymphozyten-Transformation zeigte Blasdell (1989), dass Meditierende mit Typ A-Verhalten dieselben „Typ B-Profile der Immunreaktion“ manifestierten wie Meditierende, die zum Typ B gehörten. Die Resultate werden von ihr dahingehend interpretiert, dass TM-Probanden dieselben erfolgsorientierten Verhaltensmuster - charakteristisch für Typ A - aufweisen können, ohne dabei die mit Typ A assoziierten gesundheitsschädlichen physiologischen Reaktionsmuster (stressbedingt herabgesetzte Immunreaktion) zu haben.
Untersuchungen von Wallace über die Wirkung TM-gestützter fortgeschrittener Meditationstechniken auf den Alterungsprozess ergaben zum Teil beträchtliche Unterschiede zwischen biologischem und chronologischem Alter in Höhe von 5 Jahren (jünger, Kurzzeitmeditierende) und 12 Jahren (jünger, Langzeitmeditierende) bei 84 durchschnittlich 53jährigen Meditierenden In ähnlicher Weise deuten Smith und andere (1987) ihre Ergebnisse einer Blutkörperchensenkung von Null bei 12% von 252 Meditierenden im Vergleich mit 212 Nichtmeditierenden mit normaler BKS nach Ausschluß des normalen Alters- und Geschlechtseinflusses. Meditierende wiesen danach eine „BKS-Verjüngung“ von im Schnitt 17.45 Jahren auf.
Die vergleichende Analyse der Daten einer fünfjährigen Verlaufsbeobachtung von etwa 2.000 Meditierenden eines großen Versicherers und fast 600.000 nicht-meditierenden Versicherten desselben Trägers durch Orme-Johnson (1987) wies weniger medizinische Inanspruchnahme durch Meditierende in allen Krankheitskategorien nach. Dies galt für Kinder, junge und ältere Erwachsene. Sowohl Arztbesuche (Kinder bis 18 Jahre: - 46,8%, junge Erwachsene von 19 – 39 Jahren: - 54,7%, ältere Erwachsene: - 73,7%) als auch Krankenhaustage (Kinder: - 50,2%, junge Erwachsene: - 50,1%, ältere Erwachsene: - 68,4%) waren geringer für alle 17 Haupt-Kategorien medizinischer Behandlung, einschließlich Tumoren, Herzkrankheiten, Infekte, psychiatrische Fälle und Krankheiten des Nervensystems. Engel kommentiert die Untersuchung Orme-Johnson’s (1999, S. 238 f.): „Sollten sich die Befunde von Orme-Johnson in weiteren – auch unabhängigen – Arbeiten auch nur annähernd replizieren lassen, könnte sich regelmäßige Meditation zu einem wichtigen Element der Gesundheitspolitik entwickeln. Zur Unabhängigkeit der Untersucher ist anzumerken, dass auch die Arbeiten zur Anerkennung der Psychotherapie von Psychoanalytikern durchgeführt wurden und allgemein respektiert wird, dass die Untersuchungen von den Vertretern durchgeführt werden, die die Effektivität einer neuen Methode nachweisen wollen, sofern überprüfbare Daten verwendet werden; Daten, die z.B. bei den Krankenkassen gespeichert sind und die jederzeit unabhängig nachgerechnet werden können. Unter diesem Kriterium entspricht die Feldstudie von Orme-Johnson der zu fordernden Objektivität.“ (Diagramme: Arztbesuche, Krankenhauseinweisungen, Details zu allen 18 Krankheitskategorien)
Erst kürzlich belegte eine amerikanische Untersuchung (Castillo-Richmond et al. 2000) an afro-amerikanischen Patienten eine signifikante Überlegenheit der TM bei der Behandlung und Prävention der Arteriosklerose gegenüber konventionellen Methoden wie Diät oder körperliche Aktivität. Zamarra et al. (1996) zeigten in ihrer achtmonatigen Studie an 21 Patienten mit dokumentierter manifester primärer Koronarinsuffizienz eine fünfzehnprozentige Verbesserung der Übungstoleranz, eine zwölfprozentige Verbesserung der maximalen Arbeitsbelastung und eine achtzehnprozentige Verzögerung des Beginns der ST-Segment Depression und signifikante Verringerungen im „rate-pressure-product“ (das Produkt aus Herzfrequenz und systolischem Blutdruck, ein grober Richtwert zur Abschätzung des Sauerstoffverbrauchs des Herzens) bei 3 und 6 Minuten.
Signifikant geringere Lipidperoxidkonzentrationen im Serum (-15%, p = .026) bei 41 älteren TM-Praktizierenden (56 – 74; Ø = 67 Jahre) fanden Schneider et al. (1998) im Vergleich mit 23 Probanden einer Kontrollgruppe ohne irgendeine Stresstechnik. 18 Probanden waren Langzeitmeditierende mit einer Meditationspraxis von durchschnittlich 16.5 Jahren. Es gab keine besonderen Unterschiede zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der Lebensgewohnheiten (Ernährung, Rauchen etc.).
Damit dürfte das präventive Potential der Transzendentalen Meditation für ein breites Spektrum des Gesundheitsbereiches als gut belegt gelten.
Meditation senkt Blutdruck und bessert Insulinresistenz
Mittwoch, 14. Juni 2006
Los Angeles - ….. Eine in den Archives of Internal Medicine (2006;166:1218-1224) publizierte randomisierte kontrollierte Studie über Transzendentale Meditation ergab, dass sich mehrere Parameter des metabolischen Syndroms besserten.
Diese Studie ging um die Welt.
Das metabolische Syndrom ist in den letzten Jahren zu einem Synonym für die negativen Folgen der modernen Lebensstils geworden. Es umfasst mehrere kardiale Risiken wie Hypertonie, abdominale Adipositas, Hypercholesterinämie und Insulinresistenz, letzteres die Kombination aus hohen Blutzuckerwerten trotz gesteigerter Insulinausschüttung. Diesen Risikofaktoren könnte durch die altindische Technik der Transzendentalen Meditation begegnet werden, sagt Robert Schneider, der Leiter des Institute for Natural Medicine and Prevention, das sich keineswegs in Indien befindet, sondern im US-Bundesstaat Iowa.
An der Studie nahmen 103 Patienten mit stabiler koronarer Herzkrankheit teil. Sie waren im Durchschnitt 67 Jahre alt und leicht übergewichtig (BMI 28). Die Studienleitung randomisierte sie auf einen 16-wöchigen Kurs in der Transzendentalen Meditation oder eine normale Gesundheitserziehung. Die Transzendentale Meditation wurde nach einer Einführung zweimal täglich über jeweils 20 Minuten betrieben. Die Gesundheitserziehung bestand aus Vorträgen über die Bedeutung kardialer Risikofaktoren. Sie hatte, wie erwartet, keine positive Auswirkungen. Am Ende war der Blutdruck sogar leicht angestiegen, die Insulinresistenz hatte sich verschlechtert und die Variabilität der Herzfrequenz hatte abgenommen, was ebenfalls ein ungünstiges Zeichen ist.
Dagegen kam es in der Transzendentalen Meditationsgruppe in allen drei Parametern zu einer Besserung. Der systolische Blutdruck sank um 3,4 mm Hg, die Insulinresistenz nahm um 0,75 Punkte ab, die Variabilität der Herzfrequenz (respiratorische Arrhythmie) besserte sich um 0,10 Einheiten. Nur im Test der brachialen Reaktivität, ein Maß der endothelialen Funktion, wurden keine Veränderungen gefunden. Zu den Auswirkungen auf das Körpergewicht machen die Autoren keine Angaben. Ein Effekt der TM sei unverkennbar. Die Mediziner deuten ihn als Folge der Entspannung. Die Meditation sei eine Möglichkeit den chronischen Stress abzubauen, unter dem viele Menschen leben und der über die Freisetzung von Cortisol und anderer Hormone oder über eine Wirkung auf Neurotransmitter über die Zeit dem kardiovaskulären System Schäden zufüge. (Maura Paul-Labrador et al., 2006)
Weniger Schmerz mit Meditation
Die geistigen Übungen dämpfen die Reaktion des Gehirns auf Schmerzreize
Wer regelmäßig meditiert, reagiert weniger empfindlich auf Schmerz. Verantwortlich dafür ist ein Rückgang der Aktivität in den Schmerzzentren des Gehirns, haben amerikanische Forscher in einer kleinen Studie gezeigt. Da der Effekt nicht nur während der Meditation selbst auftrat, sondern auch in den Phasen zwischen den Sitzungen, liegt der Dämpfung nach Ansicht der Wissenschaftler eher eine grundsätzliche Auswirkung der Meditation als eine akute Beeinflussung des Schmerzes zugrunde. Jahrelange Erfahrung im Meditieren ist dafür jedoch nicht notwendig: Die reduzierte Hirnaktivität war bei Probanden nach fünf Monaten regelmäßiger Meditation genauso stark ausgeprägt wie bei Testteilnehmern mit über 30-jähriger Erfahrung.
Insgesamt 24 Probanden im Alter zwischen fünfzig und sechzig Jahren nahmen an der Studie teil. Die Hälfte von ihnen hatte bereits seit mehr als dreißig Jahren regelmäßig die Transzendentale Meditation praktiziert, bei der sich der Geist von äußeren Reizen freimachen und sich ganz auf das Innere konzentrieren soll. Die anderen 12 Studienteilnehmer hatten dagegen zu Beginn der Untersuchung keine Erfahrung in derartigen Meditationstechniken, wurden jedoch nach dem ersten Teil der Studie fünf Monate lang ebenfalls in Transzendentaler Meditation unterrichtet.
In der eigentlichen Studie untersuchten die Wissenschaftler die Gehirnaktivitäten aller Probanden, wenn diese zwei Finger in 51 Grad heißes Wasser hielten und wiederholten diese Untersuchung fünf Monate später nach dem Training der Kontrollgruppe. Das Ergebnis: Obwohl beide Gruppen die Intensität des Schmerzes etwa gleich hoch bewerteten, reagierten im ersten Test bestimmte Gehirnareale der meditationserfahrenen Probanden um vierzig bis fünfzig Prozent schwächer als die der Kontrollgruppe. Im zweiten Test, nach dem Meditationstraining der Kontrollgruppe, war dieser Unterschied nicht mehr vorhanden, zeigte die Auswertung.
Besonders deutlich war der Effekt in den Hirnarealen, die für die emotionale Verarbeitung von Schmerz zuständig sind, schreiben die Forscher. Sie vermuten daher, dass die regelmäßige Meditation nicht das Schmerzempfinden selbst, sondern das damit verbundene Leiden reduziert. Das könnte beispielsweise auf eine vermehrte Produktion körpereigener opiumartiger Substanzen zurückgehen oder aber auf die Verminderung allgemeiner körperlicher Reaktionen wie Anspannung oder Stress, die den Schmerz sonst verstärken. Was genau den Effekt verursacht, wollen die Wissenschaftler nun als nächstes untersuchen. (Orme-Johnson, 2006)
|