Transzendentale Meditation

Was ist ERLEUCHTUNG ?

Erwachen bedeutet dauerhaftes (nirvikalpa oder nitya) Samadhi.

Was ist SAMADHI ?

Im Sanskrit wird Samadhi unter anderem als der “vierte” (TURIYA) Bewusstseinszustand (neben Schlafen, Träumen, Wachen) bezeichnet. Der kashmirische Heilige Lakshman Joo hat zu Turiya und dem über Turiya hinausgehenden nächsten Bewusstseinszustand Turiyatitam folgendes ausgeführt:

Turiya and Turiyatita in Kashmir Shaivism by Sri Laksman Joo

“Man is the only animal having a clear power of understanding. The nature has developed man in such a way that he is able to understand his own nature which is the Ultimate Nature Itself. As Soon as one comes to one’s senses, he starts a trial at understanding every thing coming his way,and his relation with that object. This is the start of his effort to understand his own self. But his senses are limited due to his feelings of egoism, and its enveloping world. Due to these limitations he is conscious of only three states of his being i. e., Jagrata (Wakefulness), Svapna (Dreamfulness) and Susupti (Sleepfulness). This means that he, being encircled by the materialistic World rolls in these three states only, forgeting his subjectivity, and living in the objective matter, he searches for eternal happiness in the matter alone.

Alas; he finds no real happiness in this matter, individually or collectively. As Soon as one desire is fulfilled he yearns for something new, and in this way is no-where, after putting in all his efforts, because the efforts are directcd only towards the outer materialistic World, and not towards his inner self.

Now the question would arise how to obtain everlasting happiness and how to get rid of this never-ending desire for the World of objectivity. To get out of this objectivity one must understand its nature. This objectivity is in reality of three types Viz: (1) External individual objectivity; this is “Jagrata” the state of Worldly Wakefulness. (2) Internal individual objectivity; this is “Svapna” - the state of Worldly dreamfulness; (3) “Individual objectivity without Consciousness thereof” - This is “Susupti” - the Worldly sleepfulness.

The World of materialistic desires, which is the root cause of sorrow, can be finished only when one understands the fourth and fifth state of understanding which can be understood by searching them in only one’s subjectivity and the relation of this subjectivity with objectivity.

The forth state called ,,Turiya" is a state which can be realised within the above mentioned three states. Turiya state may be named “Internal Individual Conscious Subjectivity” in English. Somewhere at the junction this fourth state does exist. This means that while passing from the ,,Jagrat” state to ,,Svapna” or ,,Susupti” or vice-versa one does unconsciously pass through this state. As long as man does not develop the power to be alert and conscious of this state of peacefulness, he does not understand it. This power can be developed by concentrating one’s mind on subjectivity which can be practised (1) at the junctions of intake and offtake of respiration, (2) at the junction of the change of cognition from one object to another and (3) concentration on objectlessness.

To write in detail on these three ways of understanding volumes and volumes would be required. In short by establishing oneself in any one of these three ways, man can easily remain conscious while passing through the three stages of “Jagrat”, “Svapna” and “Susupti”, Beyond these three ways it is not possible at all to be conscious of this state of Turiya. …

As for Turyatita the fifth state it is nothing but Turiya the fourth state, very firmly established in such a way, that the Person who has attained this state, is eternal peace, bliss and happiness incarnate, and one with the World. In English this state may be named as ,,Internal Universal Conscious Subjectivity”.

In short such a person realises, man, matter and their relation in their true perspective and lives as one with the Universal nature.” 

Maharishi Mahesh Yogi verwendet für Samadhi und Turiya meistens den Begriff des „Reinen Bewusstseins“ oder “Transzendentalen Bewusstseins”. Er leitet die Existenz des vierten, unmanifesten Hauptbewusstseinszustandes Turiya (hier ausschnittweise zitiert, Übersetzung durch den Autor) (1989) analog der Auffassung von Shri Laksman Joo (1969) wie folgt her:

1. Um die essentielle Natur des vierten Bewusstseinszustandes zu lokalisieren, zu untersuchen und zu bestimmen, müssen wir von der gewöhnlichen Erfahrung der drei Bewusstseinszustände des Wachens, Träumens und Schlafens ausgehen.

2. Wir wissen, dass diese drei Zustände durch die 24 Stunden des Tages hindurch einer dem anderen folgen und dass jeder von ihnen zu jeder Zeit des Tages und der Nacht erfahren werden kann. Das bedeutet, dass der Verbindungspunkt zwischen diesen Zuständen – zwischen Wachen und Schlafen, zwischen Wachen und Träumen, zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Schlafen und Träumen, zwischen Träumen und Wachen und zwischen Träumen und Schlafen – zu jeder Zeit während des Tages und der Nacht stattfinden kann.

3. Wir erfahren, dass jeder der drei Zustände vollständig von den anderen beiden verschieden ist. Der Verbindungspunkt zwischen je zwei beliebigen wird das Ende des ersten und die Quelle des zweiten sein. Wir wissen daher, dass der Verbindungspunkt zu einer Zeit beispielsweise den Wachzustand beendet und zu einer anderen Zeit seine Quelle ist. Hieraus können wir schließen, dass der Verbindungspunkt die Quelle und das Ende eines jeden der drei Bewusstseinszustände ist.

4. Wir wissen nicht viel über diese Verbindungspunkte – wir wissen lediglich, dass ein Zustand endet und ein anderer Zustand beginnt, dass jeder Zustand kommt, geht und wieder erscheint. Da es bezüglich des Verbindungspunktes nichts Vergleichbares mit den uns bekannten Zuständen gibt, wissen wir nicht, was der Verbindungspunkt ist. Deshalb ist seine Natur unmanifestiert, da sie mit nichts ähnlich ist, was wir als manifest – das heißt, in den drei anderen Zuständen Erfahrenes – bezeichnen. Trotzdem kann der Verbindungspunkt lokalisiert werden. Wie wir sahen, kann er jederzeit durch die 24 Stunden des Tages hindurch lokalisiert werden; und so wissen wir intellektuell, wenn nicht aus der Erfahrung, dass er existiert. Wir erfahren etwas anderes als das, was der Verbindungspunkt ist und dennoch ist seine essentielle Natur durch die ganzen 24 Stunden des Tages hindurch immer gegenwärtig.

5. Wir können sagen, dass die Bewusstseinszustände des Wachens, Träumens und Schlafens wie Vorhänge sind, die das Kontinuum des Bewusstseins verbergen, welches keine Veränderung kennt und in seinem unmanifestierten Wert konstanterweise überall und zu allen Zeiten existiert, jedoch nicht in der Eigenart der anderen drei Zustände lokalisiert werden kann. Zeit und Raum bieten ihm keine Hindernisse – der Verbindungspunkt kann überall und jederzeit zwischen je zweien der anderen Zustände lokalisiert werden.

6. In dieser Analyse können die drei anderen Zustände als die manifesten Werte des Bewusstseins angesehen werden und der Verbindungspunkt repräsentiert den unmanifestierten Wert des Bewusstseins, der seinen Manifestationen als Wachen, Träumen und Schlafen zugrunde liegt. Jeder der drei Zustände entsteht aus jenem und geht wieder ein in jenes unmanifestierte(n) Substratum, das ihnen allen zugrunde liegt

7. Wir können dieses unmanifeste Kontinuum, welches Wachen, Träumen und Schlafen zugrundeliegt, den vierten Bewusstseinszustand nennen und wir fanden, dass es unveränderlich und allgegenwärtig ist. 

8. Der stets veränderliche Strom von Manifestationen in den drei Zuständen hat seine Quelle in diesem unmanifesten vierten Zustand. Da dieser unmanifeste Wert des Bewusstseins fähig ist, in so viele verschiedene Manifestationen und Qualitäten auszuströmen, muss er ein Reservoir dieser Manifestationen und Qualitäten sein und nicht ein Zustand von „Nicht-Bewusstsein“. Ein Strom muss aus einer überfließenden Wasserquelle heraus beginnen und im Ozean enden.

9. Wir wissen aus Erfahrung, dass Wachen Träumen und Schlafen relative Zustände des Bewusstseins sind; sie sind unterschiedlich und veränderlich. So müssen wir sagen, dass der Zustand, der ihnen zugrunde liegt und der ihre Quelle und ihr Ziel ist, absolut ist – er ist elementar, ohne Merkmale, allgegenwärtig und unveränderlich. Der vierte Bewusstseinszustand ist immer derselbe, nicht dual, a-dvaita, und die Basis der anderen drei.

10. Auf der Basis dieses intellektuellen Verständnisses des vierten Bewusstseinszustandes wissen wir, dass er absolut ist, jedoch, wie können wir ihn erfahren ? Wir wissen, dass er – unter anderem – das Ziel des Wachzustandes ist, welches wir als Verbindungspunkt bezeichnet haben. Wie können wir die wahre Natur des Verbindungspunktes festhalten ? Indem wir unserer Aufmerksamkeit erlauben, ganz allmählich aus dem Wachzustand herauszutauchen. Der Wachzustand ist charakterisiert durch Wahrnehmung, und so wird dieses Heraustauchen von zunehmend feineren Werten der Wahrnehmung begleitet, bis der Verbindungspunkt der Nicht-Wahrnehmung (Wahrnehmungslosigkeit) erreicht wird. Da der vierte Bewusstseinszustand – wie wir gesehen haben – absolut ist, werden alle Qualitäten der anderen drei Zustände an jenem Punkt transzendiert.

11. Der vierte Bewusstseinszustand ist daher transzendental, zudem nicht-relativ; und er muss durch allmähliches Transzendieren (Überschreiten) der feineren Charakteristiken des Wachzustandes erfahrbar sein. Transzendentale Meditation enthüllt uns, dass wir durch allmähliche Verlagerung unserer Aufmerksamkeit von grob zu subtil, von subtil zu subtiler, von subtiler zu subtilster Wahrnehmung im Wachzustand die subtilste Wahrnehmung im Wachzustand der Relativität transzendieren und zum reinen unmanifesten Wert des Bewusstseins kommen können.

12. Der vierte Bewusstseinszustand wurde durch Messungen des veränderten physiologischen Zustandes, der ihn begleitet, wissenschaftlich etabliert. Dieser physiologische Zustand hat seine eigenen definierenden Merkmale...... Da er wie die anderen Bewusstseinszustände mit einem charakteristischen physiologischen Zustand verbunden ist, muss er eine erfahrene Realität darstellen. ..... Daher ist vom wissenschaftlichen, experimentellen Punkt der Erforschung und von intellektueller, logischer und philosophischer Untersuchung her erwiesen, dass es einen vierten Bewusstseinszustand gibt.

Zusammenfassend: Der vierte Hauptbewusstseinszustand:

1. Der vierte Bewusstseinszustand kann intellektuell festgestellt werden, indem man die Natur der Treffpunkte untersucht, in denen die drei Zustände: Wachen, Schlafen, Träumen sich berühren.

2. Der vierte Bewusstseinszustand kann durch Transzendentale Meditation erfahren werden.

3. Weil die Zustände des Wachens, Träumens und Schlafens jederzeit auftreten können, ist offensichtlich, dass ihr Bindeglied, der vierte Zustand, allen dreien zugrunde liegt.

4. Jeder der drei Zustände beginnt und endet am Verbindungspunkt, und da alle drei Verbindungspunkte die gleichen Eigenschaften haben, ist offensichtlich, dass der vierte Bewusstseinszustand, charakterisiert durch den Verbindungspunkt, Quelle und Ziel der anderen drei ist.

5. Der direkte Kontakt mit dem vierten Hauptbewusstseinszustand kann systematisch durch Transzendentale Meditation zustande gebracht werden.

Wie kann Meditation den vierten Hauptbewusstseinszustand herstellen? Maharishi Mahesh Yogi begründet zunächst, warum der „junction point“ (Verbindungspunkt) nicht bei den Übergängen vom Wachen zum Träumen zum Schlafen und wieder zurück zum Wachen erfahren werden kann und fährt dann fort:

„Den einzigen offenen Weg fanden wir, als wir festzustellen versuchten, warum wir den Verbindungspunkt nicht erfahren, wenn wir vom Wachen zum Schlafen gehen. Das Argument war, dass die Dumpfheit zunimmt. Wenn zunehmende Dumpfheit im Wachzustand uns davon abhält, das Bindeglied zu erfahren, welche Wirkung wird dann zunehmende Wachheit haben?

Der Denkprozess ist eine sehr feine, eine sehr abstrakte Erfahrung. Wenn es einen Weg geben könnte, den feinsten Zustand des Denkens zu erfahren, würde dies die Wahrnehmungsfähigkeit im Wachzustand schärfen. Es wird ein Punkt kommen, wo die Wahrnehmungsfähigkeit im Wachzustand zum Äußersten verfeinert ist, und dann wird diese feinste Wahrnehmung überschritten, transzendiert. Wenn unser Bewusstsein am wachsten ist, gerade bevor wir die feinste Wahrnehmung überschreiten, dann wird vielleicht dieser höchst verfeinerte Bewusstseinszustand direkt erkennen, was die Transzendenz ist. Dies ist eine rein intellektuelle Analyse des Weges zur Erfahrung des Transzendenten, durch die Steigerung der Fähigkeit zu feinerer Wahrnehmung, der Fähigkeit zu wacher Wahrnehmung. Transzendentales Bewusstsein ist der wachste Bewusstseinszustand überhaupt.

Wach-, Traum- und Schlafzustand dienen als Schleier, die die Wirklichkeit dessen verbergen, was ihnen zugrunde liegt: das Bindeglied, der vierte Bewusstseinszustand. Wie erkennen wir das auf rein intellektueller Basis? Wir wissen es, weil wir jederzeit schlafen, wachen und träumen können. Der Verbindungspunkt kann jederzeit rund um die Uhr, vierundzwanzig Stunden hindurch, festgestellt werden. Das bedeutet, er ist überall vorhanden: im gesamten Zeitraum des Wachens ist er vorhanden, im gesamten Zeitraum des Träumens und im gesamten Zeitraum des Schlafens. Er ist immer vorhanden. Das macht es intellektuell sehr deutlich, dass Wach-, Traum- und Schlafbewusstsein als Schleier dienen, die die Wirklichkeit des vierten Bewusstseinszustandes verbergen. 

Durch die Technik (der Meditation), die ureigene natürliche Tendenz des Lebens zu benutzen, schlüpfen wir in die Wirklichkeit des vierten Bewusstseinszustandes und sehen, dass er wirklich unbegrenzt ist. Wenn das Bewusstsein in diesem Zustand ist, entspricht dem ein bestimmter physiologischer Zustand. Wir nennen ihn die Physiologie des vierten Bewusstseinszustandes.

Wenn man zu Beginn der Praxis der Transzendentalen Meditation den vierten Bewusstseinszustand erfährt, ist das System nicht an diese Funktionsweise gewöhnt, und daher fällt das System in seine gewohnte Funktionsweise (Wachen, Träumen, Schlafen) zurück. Weil aber dieser Zustand ein ruhevoller Zustand ist – er ist unbegrenzt, erfüllend – entwickelt das System sehr schnell die Gewohnheit, zu ihm zurückzukehren. Durch Übung gewöhnt sich das Nervensystem daran, diesen Bewusstseinszustand nicht zu verlieren, und schließlich wird dieser Bewusstseinszustand selbst im Wachen, Träumen und Schlafen aufrechterhalten.

Was ist in dieser Situation geschehen? Die undurchsichtigen Schleier des Wachens, Träumens und Schlafens sind gleichsam durchsichtig geworden. Die Vorhänge sind vorhanden, aber sie können die Wirklichkeit des vierten Bewusstseinszustandes nicht länger verdecken. Das zugrunde liegende ist an die Oberfläche des Lebens empor gedrungen, an die Oberfläche der Wahrnehmung.

Die undurchsichtige Natur des Wach-, Schlaf- und Traumbewusstseins – undurchsichtig in dem Sinn , dass sie die Wirklichkeit des vierten Bewusstseinszustandes verbergen – die undurchsichtigen Schleier der drei relativen Bewusstseinszustände sind nicht mehr undurchsichtig, sie sind transparent. Und wenn man sowohl nach innen als auch nach außen sehen kann, was geschieht? – Die Realität des Innen und die Realität des Außen öffnet sich der direkten Wahrnehmung.“

Maharishi Mahesh Yogi fügt einen weiteren Aspekt hinzu:

„In unserer Meditation loten wir nicht eigentlich den Verbindungspunkt von Wachen und Schlafen aus. Es gibt noch einen Verbindungspunkt zwischen zwei Gedanken: Ein Gedanke hat aufgehört, und der nächste ist noch nicht aufgetaucht. Seltsamerweise, wenn man rein von der Intellektuellen Analyse herkommt, ist der Verbindungspunkt zwischen zwei Gedanken derselbe Verbindungspunkt, wie der zwischen zwei verschiedenen Bewusstseinszuständen.

Wenn das Wachbewusstsein durch das Denken charakterisiert ist, und wenn Ursprung und Ziel des Wachzustandes der Verbindungspunkt (der junction-point) ist, dann folgt daraus offensichtlich, dass ein Gedanke, der das Wachbewusstsein charakterisiert, an seinem Ursprung und an seinem Ziel die Eigenart des Verbindungspunktes haben muss. Das Bindeglied ist Beginn und Ziel des Wachzustands des Bewusstseins, und da Denken das Wachbewusstsein bezeichnet, muss der Beginn und das Ziel allen Denkens dieser Verbindungspunkt sein.

Nun kommen wir zur direkten Erfahrung des Verbindungspunktes. Wenn wir unser Bewusstseins zur Quelle des Denkens brächten, würden wir den Verbindungspunkt gewiss erfahren, und diese Erfahrung müsste transzendentaler Art sein. Sie muss jenseits des Wachbewusstseins und jenseits des Denkens liegen, in Bezug auf den Wachzustand, in Bezug auf das Denken muss sie transzendental sein. So ist also die Quelle des Denkens, die das Denken transzendiert, die die Eigenart des Wachzustandes transzendiert, der Verbindungspunkt. Daher gibt uns die Erfahrung der Quelle des Denkens die Erfahrung des Verbindungspunktes der drei relativen Bewusstseinszustände und enthüllt uns, was der vierte Bewusstseinszustand tatsächlich ist. Was wir „transzendent“ nennen, gelangt zu unserer direkten Erfahrung.

So stellt es sich – für den Intellekt seltsam genug – heraus, dass derselbe Verbindungspunkt an der Quelle des Denkens liegt. Aber offensichtlich ist die Quelle des Denkens einfach der Verbindungspunkt zwischen zwei Gedanken: ein Gedankenstrom hat dort aufgehört und ein neuer ist noch nicht entstanden. So ist er das Ziel eines Stroms und die Quelle eines anderen. Der Verbindungspunkt zwischen zwei Gedanken ist der Berührungspunkt zweier Bewusstseinszustände, und daher wird der Berührungspunkt von allen jene absolute, unmanifestierte transzendentale Wirklichkeit sein – die allein schon von dem Wort „transzendent“ her – gewiss nicht endlich ist. Sie ist unendliche, absolute, reine Intelligenz, Sein, der Urgrund aller kreativen Intelligenz, mein eigenes Bewusstsein, mein eigenes Sein, das Sein von allen, der unmanifestierte Wert all der manifestierten Vielfalt der Schöpfung. Die letzte Wirklichkeit des Lebens ist intellektuell und durch Erfahrung ausgelotet und durch wissenschaftliche Experimente bestätigt.“

Das junction-point-model: Zustände innerhalb der Meditation

In den letzten Jahren entwickelte sich eine differenziertere Analyse der unterschiedlichen Zustände, die schon bei Betrachtung einer einzigen Meditation auftreten können.

Dieser Prozess der Meditation erlaubt der Aufmerksamkeit, fortschreitend subtilere Stadien des Denkprozesses zu erfahren, bis die mentale Aktivität schließlich die subtilste Ebene gedanklicher Wahrnehmung überschreitet – transzendiert – und in einen Zustand perfekter mentaler Stille bei erhaltener Bewusstheit mündet: Transzendentales / Advaita-Bewusstsein: „Turiya“ – der vierte Hauptbewusstseinszustand: SAMADHI.

SAMADHI: Turiya – Reines Bewusstsein: Psychologische Marker

Travis (2000) analysierte die freien Beschreibungen seiner 52 Probanden (Praktizierende der TM), die diese über ihre Erfahrungen mit „Reinem Bewusstsein“ gegeben hatten. Unter Anwendung inhaltsanalytischer Methodik fand er die folgenden hauptsächlichen Themen. Der Zustand reinen Bewusstseins wurde charakterisiert durch die „Abwesenheit jeglicher Struktur (68 Prozent: Zeit, Raum und Körpergefühl) und jeglichen Inhalts (Qualitäten innerer und äußerer Wahrnehmung), durch die Erfahrungen im Wachzustand definiert sind. 32 Prozent der Probanden erfuhren reines Bewusstsein als „friedlich“ und 20 Prozent als „unbegrenzt“.

Travis: Hauptthemen der Beschreibung Reinen Bewusstseins (Turiya)

Wir (Fehr, 2003) analysierten die routinemäßig erhobenen Fragebogendaten einer repräsentativen Stichprobe von 670 aus ca. 1000 PatientInnen – Transzendentale Meditation – aus 17 Jahren Psychotherapiepraxis und stuften sie durch Expertenrating anhand einer vierstufigen Meditationsgüteskala ein: Stufe 3: alle erforderlichen Kriterien richtiger Meditation erreicht - Stufe 2: Die meisten - Stufe 1: einige wenige - Stufe 0: Kein einziges der erforderlichen Kriterien richtiger Meditation erreicht: 

Das Rating führte zu folgender Einschätzung der Meditationsgüte innerhalb der ersten vier Tage TM: von Stufe 3 bei 308 Patienten (= 46%), von Stufe 2 bei 141 Patienten (21%), von Stufe 1 bei 150 Patienten (22%) und von Stufe 0 bei 71 Patienten (11%).

Das Erreichen von Stufe 3 beinhaltete:

– Tiefe Entspannung

– Mühelosigkeit, Anstrengungslosigkeit

– Veränderung des Zeitgefühls

– geistige Ruhe

– Veränderung des Atems

– Glücksgefühl

– Momente ohne Bewusstsein von Körper, Umgebung und Gedanken

– Wirkungen, die eine Zeit nach der Meditation anhalten

– spontane Veränderungen im Verhalten und Handeln nach der Meditation

Prozentsatz Klienten pro Kriterium

SAMADHI: Physiologische Marker

Seit der ersten Arbeit von Wallace (s. Kap. 4) richtete sich das Interesse der Forscher verstärkt auf Veränderungen der Atmung während der Transzendentalen Meditation. Bereits 1975 fanden Farrow und Hebert (veröffentlicht in Farrow und Russell 1982) innerhalb der Meditation spezielle Phasen von „breath-suspension“, Atempausen – der damals benutzte Begriff. Viele Probanden berichteten über einen vollständig ruhigen geistigen Zustand, der charakterisiert war durch Aufrechterhaltung der Bewusstheit in Abwesenheit von Gedanken. Einige Probanden erhielten die Aufgabe, eine solche Erfahrung „Reinen Bewusstseins“ (Turiya) unmittelbar anschließend durch Drücken auf einen Knopf (im Diagramm kleine spitze Dreiecke mit der Spitze nach unten) zu signalisieren. Es zeigte sich eine hohe Übereinstimmung von Turiya-Erfahrungen mit den beobachteten Atempausen.

Beispiel für Yogischen Atemstopp: Apnoische Atmung im Zusammenhang mit Samadhi-Erfahrung in Transzendentaler Meditation

Die nachfolgende Abbildung zeigt einige physiologische Aufzeichnungen während der Erfahrung Reinen Bewusstseins. Sie stellt ein Beispiel apnoischer Atmung (BR: Ausatmung weist nach unten) mit einer autonomen Orientierungsreaktion zu Beginn der Atemveränderungen dar (EDA: Abnahme des Hautwiderstandes weist nach unten; HR: Abnahme der Herzrate weist nach unten). Man beachte die Hautwiderstandsreaktion und die Reaktion der Herzfrequenz in der Folge des Einsetzens der apnoischen Atmung. (Travis and Pearson, 2000)

Die Physiologie des Samadhi-Zustandes

„Während Phasen, die Erfahrungen Transzendentalen Reinen Bewusstseins enthielten, gab es Reaktionen der Hautleitfähigkeit und Beschleunigung der Herzrate zu Beginn respiratorischer Atempausen oder Reduktionen des Atemvolumens.“ Die Verringerung des Atemvolumens betrug im Schnitt 40 Prozent. (Travis & Wallace, 1997)

„Transzendieren, in Vergleich mit ‘anderen’ Erfahrungen wurde markiert durch: (1) signifikant geringere Atemraten; (2) höhere respiratorische Sinusarrhythmieamplituden; (3) höhere EEG Alpha Amplitude und (4) höhere Alpha Kohärenz. Zusätzlich waren die Hautleitfähigkeitsreaktionen auf die vom Versuchsleiter initiierten Klingelreize größer während des Transzendierens.” (Travis, 2001)

TM–Sitzungen ließen sich unterscheiden durch (1) geringere Atemraten, (2) geringere Hautleitfähigkeit, (3) Zunahme der respiratorischen Sinusarrhythmie und (4) höhere fronto-occipitale sowie frontale Alpha-EEG Kohärenz. (Travis, 1999)

Indem wir die Resultate von Travis und seiner Kollegen zusammenfassen, können wir nach heutigen Wissensstand die folgenden physiologischen Muster als charakteristisch für den vierten Hauptbewusstseinszustand „Turiya“ (Samadhi) ansehen:

1. Respiratorische Atempausen (apnoische Atmung); signifikant geringere Atemraten

2. Höhere respiratorische Sinusarrhythmie-Amplituden.

3. Höhere EEG-Alpha-Amplitude

4. Höhere Alpha-Kohärenz

5. Geringere Hautleitfähigkeit; größere Hautwiderstandsreaktionen; Orientierungsreaktion des Hautwiderstandes zu Beginn des Einsetzens apnoischer Atmung.

Erleuchtung als Nitya (dauerhaftes, auch: nirvikalpa) Samadhi: Turiyatitam

Das kosmische Bewusstsein – nirvikalpa samadhi – kennzeichnet den kontinuierlichen Zustand des Reinen oder Advaita-Bewusstseins zusammen und parallel mit den normalen Aktivitäten des Wachens (Denken, Fühlen, Wollen, Wahrnehmen und Aktivität), Träumens, Schlafens. Dieser Zustand ist durch die Erfahrung des „witnessing“ gekennzeichnet, den Zustand des „stillen Zeuge Seins“. Der heute inflationäre Begriff „Erleuchtung“ wird in unscharfer und nicht differenzierender Weise sowohl auf den zeitlich vorübergehenden Zustand des vorübergehenden Samadhi (Reinen Bewusstseins), angewendet, als auch auf die „höheren“ Zustände des „kosmischen Bewusstseins“, des „Gottesbewusstseins“ und des „Einheitsbewusstseins“ („Unity-consciousness“, „[highest] state of Yoga“).

Das „kosmische Bewusstsein“ ist definiert als der Zustand völliger Freiheit, in dem die („karmische“) Bindung des Geistes, die Überschattung durch die Ereignisse auf dem relativen Plane, ein Ende gefunden hat. Karma kann dann nach östlicher Lehre nicht mehr erneut Frucht tragen, da die Keime karmischer Verkettung zu „roasted seeds“ wurden, und damit unfruchtbar geworden sind.

EEG Marker wachsenden kosmischen Bewusstseins – witnessing während des Schlafes

Mason und Mitarbeiter (1997) untersuchten EEG, Muskelton und Augenbewegungen während des Schlafes in zwei Gruppen Praktizierender der TM und einer Kontrollgruppe. Die erste Gruppe bestand aus 11 Probanden, die über die Erfahrung höherer Bewusstseinszustände seit mindestens fünf Jahren berichteten. Die zweite Gruppe mit 9 Probanden berichtete über keine Erfahrungen dieser Art und die dritte Gruppe von 11 Probanden praktizierte keine Meditation.

Alle drei Gruppen zeigten ähnliche Anteile von Delta-EEG. Delta markiert die erholsame Schlafphase und zeigt, dass alle Versuchspersonen tatsächlich schliefen. Die Gruppe mit der witnessing-Erfahrung zeigte zusätzlich signifikant höhere Theta-Alpha-Aktivität (p < .0001) und niedrigeren Muskeltonus (p = .002) als die anderen beiden Gruppen. Atonie während des Delta-Schlafes wurde bisher nach den Autoren nie zuvor in irgendeiner Population beobachtet. Die REM-Dichte war bei den witnessing-Probanden während der ersten drei REM-Phasen ebenfalls höher. Abbildung 12 zeigt Theta/Alpha Aktivität von 6 – 10 Herz während des Schlafes. Die witnessing-Gruppe zeigte die höchste Amplitude, die Meditierenden ohne diese Erfahrung hatten die zweithöchste und die nichtmeditierende Vergleichsgruppe hatte die niedrigste.

Prozentsatz theta2-alpha1-power im EEG während des Schlafes von TM-Meditierenden mit witnessing-Erfahrung, Kurzzeitmeditierenden und Kontrollpersonen

Diese Ergebnisse werden als Bestätigung dafür gewertet, dass das vorübergehende, kurzzeitige Transzendentale Bewusstsein (savikalpa Samadhi) bei Langzeitmeditation allmählich in einen kontinuierlichen Zustand (nirvikalpa Samadhi) übergeht, der einen höheren, stabilisierten Bewusstseinszustand („Kosmisches Bewusstsein“) darstellt.

Travis und Koautoren (2002) berichten in seiner jüngsten Veröffentlichung über 17 TM-Langzeitmeditierende, die deutliche Anzeichen kosmischen Bewusstseins zeigen. Die witnessing-Probanden berichten über Transzendentales Bewusstsein als eine mit dem Wachen und Schlafen parallel laufende, koexistierende Erfahrung. Der bewusste Schlaf, das „witnessing of sleep“ ist eines der solidesten Zeichen der Kontinuität des Seins, Bewusstseins, in dem die Präsenz des inneren SELBST nicht mehr von den wechselnden Zuständen des Wachens, Träumens, Schlafens überschattet oder unterbrochen wird: „The flurry of waking activity comes and goes; the inertia of sleep comes and goes. Yet, througout these changing values of waking and sleeping, there is a silent, unbounded continuum of awareness that is me; I am never lost to myself.”

Die komplexe Untersuchung beinhaltete die Administration von Fragebögen, die Aufzeichnung der EEGs und die Durchführung von Reaktionsaufgaben (einfache und Wahlreaktion) nebst Registrierung der contingent negative variation CNV (Erwartungspotenzial). Die teilnehmenden 51 ProbandInnen wurden nach ihren bisherigen Transzendenzerfahrungen aufgeteilt auf drei Gruppen seltener oder keiner (weniger als einmal jährlich) Transzendenzerfahrung (Probanden, die Meditation lernen wollten), Transzendenzerfahrung während der TM, jedoch nicht außerhalb der Technik und solche, bei denen die Transzendenzerfahrung kontinuierlich zusammen mit Schlafen, Träumen, Wachen koexistierte.

Wenn man Versuchspersonen ein Stimuluspaar ohne weitere Anweisung präsentiert, kann selten ein Erwartungspotenzial beobachtet werden. Erst, wenn den Probanden gesagt wurde, dass der erste Reiz nur eine Vorwarnung und der zweite der eigentliche Zielreiz („Los !“) ist, beginnt sich das Erwartungspotenzial zu zeigen, selbst wenn keine motorische Antwort erforderlich ist. Ablenkende Geräusche oder Interferenz mit einer weiteren Aufgabe verringern das Erwartungspotential üblicherweise (Ablenkungseffekt, distraction effect).

Man nimmt daher an, dass die CNV Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsbereitschaft für den Zweitreiz und die Aufgabe repräsentiert. Die Motivation der Versuchsperson zur Aufgabendurchführung beeinflusst das Erwartungspotenzial stark.

Bei den Meditierenden, die über Koexistenz von Transzendenz mit Wachen und Schlafen berichteten, fiel das Erwartungspotential höher aus in einfachen, jedoch geringer in Wahlreaktionsversuchen (1), die 6-12 Hz EEG Amplitude frontal, zentral und parietal (2) und die frontale Breitband 6-12 Hz-EEG-Kohärenz (3) waren größer während der Wahlreaktionsversuche. Zunahme der EEG-Amplitude und der Kohärenz – charakteristisch für die TM-Praxis – wurden zu einer stabilen EEG-Eigenschaft während der CNV-Aufgaben bei diesen Probanden.

Erwartungspotenzial von TM-Meditierenden mit seltener, gelegentlicher und kontinuierlicher Transzendenzerfahrung bei einfachen und Wahlreaktionsversuchen

Travis und Mitarbeiter konstruierten eine aus den kortikalen Daten berechnete Integrationsskala, die die Transformation der Dynamik des Gehirns in Entsprechung zur zunehmenden Integration der Transzendenzerfahrung mit dem Wach- und Traumzustand charakterisiert. Dafür z-transformierten sie die drei Faktoren, die schrittweise in die Regression eingingen, kombiniert für jede Versuchsperson und trugen die z-Werte gegen die berichtete Integration des transzendentalen mit dem Wachzustand auf. Die Regressionsgerade durch diese Punkte repräsentiert mögliche Transformationen kortikalen Funktionierens entsprechend der zunehmenden Integration des Transzendentalen und des Wachzustandes und kann auf diese Weise als Integrationsskala dienen.

Noch einmal zurück zur Philosophie: Die soeben dargelegte empirische Behandlung dieses spirituellen Themas ermöglicht ein neues, anderes und unmittelbar erfahrungsbezogenes Verständnis der upanishadischen Aussagen zum tiefen Schlaf als einem der direktesten Mittel zur Erfahrung des Absoluten. Die Auffassung des traumlosen Schlafes als „Eingehen ins wahre Sein, als Rückkehr zur eigenen wahren Natur“ in der Vedanta-Schule und den ältesten Upanishaden erhält angesichts der erfahrungs- und bewusstlosen Eigenart des Schlafes dann Sinn, wenn der Schlaf die deutlichste und konkreteste Erfahrung der wahren Natur des SELBST dadurch liefert, dass er in Kontrast zum Reinen Transzendentalen Bewusstsein (Nitya Samadhi), also im Sinne einer dualen Erfahrung zweier simultaner Zustände, erlebt wird. Zu keinem der anderen gewöhnlichen Bewusstseinszustände ist der Kontrast derart prägnant wie zwischen der Erfahrungslosigkeit des Schlafes und der Kontinuität Reinen Bewusstseins.

Die upanishadische Aussage erhält vor dem Hintergrund dieses Verständnisses einen Sinn. Dem gewöhnlichen Denken muss die upanishadische Aussage seltsam dunkel und unverständlich bleiben. Erst vor dem Hintergrund realer dualer Erfahrung wird ihre vollständige Bedeutung deutlich.

Die Etablierung kontinuierlichen Reinen Bewusstseins (Transzendenz, Samadhi) des Geistes stellt eine duale Erfahrung dar aus Reinem Bewusstsein und parallelen gewöhnlichen Zuständen (Wachen, Träumen, Schlafen). Witnessing repräsentiert daher den Kontrast von kontinuierlicher Transzendenzerfahrung und ständig wechselnder Welterfahrung. Wie bereits oben ausgeführt, ist es dieser Maximal-Kontrast der Getrenntheit der Seele, der notwendig ist, um die Sehnsucht nach Vereinigung – Einheit überhaupt erst entstehen zu lassen.

Erläuterung

Zusammenfassung: In ihrer neuesten Studie - veröffentlicht in der Zeitschrift “Consciousness and Cognition” - fanden Travis, Arenander und DuBois mithilfe der Faktorenanalyse einen “Bewusstseins -Faktor”. Die Analyse der unstrukturierten Interviews der Versuchspersonen brachte grundlegend unterschiedliche Beschreibungen der Selbst-Bewusstheit der verschiedenen Versuchsgruppen zum Vorschein. Versuchspersonen, die sich mit Begriffen konkreter kognitiver und verhaltensmässiger Prozesse beschrieben (vorwiegend objektbezogener Modus [object-referral mode]) zeigten niedrigere Werte im Bewusstseins-Faktor, geringere frontale EEG-Kohärenz, geringere Alpha und höhere Gamma-Power während der Aufgaben und weniger effiziente kortikale Erwartungspotenziale (contingent negative variation). Demgegenüber zeigten Versuchspersonen, die sich in Begriffen eines abstrakten unabhängigen Selbstgefühls (“sense-of-self”) beschrieben, welches Denken, Fühlen und Handeln zugrunde lag (vorwiegend Selbst-rückbezüglicher Modus [Self-referral mode]), höhere Werte im Bewusstseins-Faktor, höhere Alpha und niedrigere Gamma-Power während der Aufgaben und effizientere kortikale Reaktionen.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass zusätzlich zu Wachen, Träumen und Schlafen definierbare Zustände von Aktivitäten des Gehirns und subjektiven Erfahrungen existieren, die operational mithilfe psychologischer und physiologischer Messungen entlang eines Kontinuums von Selbst-Bewusstheit zwischen objekt-bezogenem Modus einerseits (objektbezogenes Denken/Fühlen/Wollen/Wahrnehmen) und Selbst-rückbezüglichen Modus andererseits (Reines inhaltsleeres objektfreies Bewusstsein, “transzendentales Bewusstsein”, Samadhi) definiert werden können.

Ausführliche Erläuterung:

Die Studie beschreibt die Erfahrung von Erleuchtung (“enlightenment”).

In dieser Veröffentlichung wird der Zustand des “Kosmischen Bewusstseins” (Nirvikalpa Samadhi) deutlicher charakterisiert und faszinierende Beschreibungen der Eigenerfahrung der Versuchspersonen gegeben.

Eine Hauptentdeckung dieser neuen Untersuchung von Fred Travis, Alarik Arenander und David DuBois ist, dass die meditative Erfahrung von Menschen entlang eines Kontinuums klassifiziert werden kann, das vom gewöhnlichen Wachzustand am einen zur Erfahrung des Kosmischen Bewusstseins am anderen Ende reicht. Die Forscher bezeichnen dies als objekt-bezogenes versus selbst-rückbezügliches Kontinuum von Selbst-Bewusstheit.

“Wo jemand in diesem Kontinuum steht, hat Bezug zu grundlegenden Einstellungen und Verhaltensweisen,” sagte Dr. Travis, der erste Autor der Studie. Beispielsweise werden manche Menschen völlig von Erfahrung überschattet, während andere sich darüber erheben zu können scheinen.

Dies Kontinuum basiert auf den Beschreibungen höherer Bewusstseinszustände, Beschreibungen von Selbst-Bewusstheit und auf Hirnwellenmustern während der Durchführung von Aufgaben bei Personen, die über die Erfahrung von “Wachschlaf” (“witnessing sleep”, reines nonduales Bewusstsein - Nitya [nirvikalpa] Samadhi -, das während des Schlafens aufrecht erhalten wird) für mindestens ein Jahr berichten.

“Die Unterscheidung zwischen externen im Gegensatz zu internen Modi des Bewusstseins ist ein vorherrschendes Thema in der kognitiven Entwicklung. Auf jeder Entwicklungsstufe etabliert sich ein zunehmend stabilerer und vereinheitlichter interner Bezugsrahmen oder dominanter Fokus des Bewusstseins. Hierdurch entsteht ein zunehmend umfassender Kontext, innerhalb dessen Information über externe Objekte und Ereignisse verarbeitet wird und Bedeutung erhält.

Das fortschreitende Primat zunehmend abstrakter innerer Ebenen des Selbst-Bewusstseins in der Entwicklung wurde von Alexander et al. ([2] 1990) und Kegan (1983) als Prozess der “Ent-Bettung” (im Gegensatz zu “Einbettung”) von einer stärker ausgedrückten Ebene zu einer abstrakteren Ebene des Bewusstseins charakterisiert. Beispielsweise kann man Piaget’s Stufen kognitiver Entwicklung als progressive Ent-Bettung des eigenen Selbst (“Sense of Self”) eines Individuums von sensorischen, motorischen und kognitiven Prozessen auffassen. Auf diese Weise kann man ein verhaltenszentriertes Selbst haben, in dem die Person sich mit sensomotorischem Verhalten identifiziert: “Ich mach’ im Leben gern meinen eigenen Weg”, oder “ich gehe gern aus und experimentiere mit neuen Ideen.” In dem Ausmaß, wie jemand vom eigenen Verhalten ent-bettet, kann man ein stärker kognitiv zentriertes Selbst haben, in dem die Person sich mit mentalen Objekten und laufendem Denkprozeß identifiziert: “Ich bin offen für neue Erfahrungen”. Umgekehrt kann man mehr gefühlszentriert werden, indem man sich mehr mit Gefühlen und Beziehungen mit anderen und der Umgebung identifiziert: “Ich sorge mich einfühlsam um andere” oder “ich bin fröhlich, warmherzig und hilfsbereit. Ich helfe gerne anderen.” Diese fortschreitende Ent-Bettung des Selbstbewusstseins von mentalen Inhalten und Prozessen ist ein natürlicher Prozess, der durch laufende Erfahrung Gestalt gewinnt.

Der Entwicklungsprozess der Entbettung führt zu der Frage: Kann die Erfahrung des eigenen Selbst von jeglicher mentaler Verarbeitung entbettet werden ?

Die subjektiven Traditionen des Ostens - die vedische Tradition Indiens, und die buddhistischen Traditionen Chinas und Japans - schließen formalisierte Meditationstechniken ein, die voraussagen, dass sie zur direkten Erfahrung eines grundlegenden Zustandes von Selbst-Bewusstsein ohne jeglichen mentalen Inhalt führen. Beispielsweise sagt das MAITRI-Upanishad (6.19) dazu: Wenn ein Weiser seinen Geist von allen äußeren Dingen zurückgezogen hat, und wenn sein Lebensgeist friedlich die inneren Empfindungen verlassen hat, lass ihn in Frieden ruhen, frei von den Bewegungen des Wollens und Wünschens.....Lass den Lebensgeist aufgehen in dem als TURIYA genannten Zustand, dem vierten Zustand unseres Bewusstseins. Denn es wurde gesagt: Es gibt etwas jenseits unseres Geistes, das in der Stille innerhalb unseres Geistes ruht. Es ist das erhabene Mysterium jenseits des Denkens. Lass den Geist darin und in nichts anderem zur Ruhe kommen.

In dieser Studie wurde TM aus drei Gründen ausgewählt:

1. Die TM-Technik führt explizit zu Selbst-Bewusstsein jenseits von Wahrnehmung, Gedanken und Gefühlen, durch eine anstrengungslose Technik, die als “Transzendieren” bezeichnet wird und in der Erfahrung reinen, selbst-rückbezüglichen Bewusstseins kulminiert - Bewusstseins ohne mentalen Inhalt ... Demgegenüber haben viele andere Meditationen unterschiedliche Ziele und schließen mehr objektbezogene Körper-Geist-Techniken ein, ohne Berichte über reines, selbst-rückbezügliches Bewusstsein. Beispielsweise schließt Qi Gong die Bewegung von “Qi” zu verschiedenen Teilen des Körpers ein, indem die Aufmerksamkeit bei gleichzeitiger Kontrolle des Ein- und Ausatmens auf einen Bereich der Physiologie gelenkt wird. Vipassana Meditation umfasst Aufmerksamkeit auf den Atem beim Meditieren mit geschlossenen Augen und auf die nicht bewertende, nicht eingreifende Beobachtung der laufend wahrgenommenen körperlichen und/oder mentalen Zustände bei Aufgaben, die mit geöffneten Augen durchgeführt werden; und Yoga-Nidra Meditation beinhaltet die Visualisierung verschiedener mentaler und körperlicher Zustände.

2. TM-Praktizierende in der Campus-Gemeinschaft rund um die Universität (MUM) berichten in für die Zwecke der Studie genügend großer Zahl über die Erfahrung der Integration Reinen Bewusstseins mit dem Wachen, Träumen und Schlafen.

3. Durch Rückgriff auf Versuchspersonen mit derselben Meditationstechnik ensteht eine relativ homogene Meditationspopulation mit einem gemeinsamen Vokabular zur Beschreibung ihrer Erfahrungen. Das Research-Paradigma kann allerdings dazu benutzt werden, Meditation und spirituelle Erfahrungen über verschiedene Meditationsformen und religiöse Traditionen hinweg zu erforschen.

Die Studie vergleicht die Inhaltsanalyse der mitgeschnittenen Interviews dreier Versuchsgruppen mithilfe der Software Atlas-ti . Dieses Programm erlaubt es, einzelne Gedanken innerhalb eines Satzes, einer Aussage als Einzeldetail zu markieren und der Liste von “Zitaten” dieser Versuchsgruppe per Mausklick hinzuzufügen. In den Zitaten finden sich die Aussagen der einzelnen Gruppe in verdichteter Form. Anschließend geht der Auswerter die Zitate von Anfang bis zum Ende durch und erzeugt einzelne Begriffe oder kurze Sätze, die die Bedeutungseinheiten der Zitate treffend charakterisieren. Diese werden als “Codes” bezeichnet. Die Codes sind mit allen Zitaten verbunden, auf denen sie basieren, und es kann von jedem Code per Klick auf die ihn begründenden Zitate zurückgegriffen werden. Die Codes wurden also nicht von vorneherein gegeben, sondern aus den Zitaten abgeleitet. Die Codes wurden dann in hierarchischen Netzwerken strukturiert, um ein charakteristisches Abbild der inneren Bedeutungswelt der Versuchsgruppe zu liefern. Beispielsweise zentrierten sich die Netzwerke der nicht-meditierenden Gruppe in den Beschreibungen (Codes) des Selbst als: (1) Anschauungssystem, (2) Kognitiver Stil, (3) Gefühle und (4) Sozialen Rollen. Diesen Netzwerken wurden dann ein “Supercode” zugeordnet. Im Beispiel der nicht-meditierenden Gruppe war der Supercode: “Das Selbst ist identifiziert mit Gedanken, Gefühlen und Aktionen”.

“Dies könnte man als einen objektbezogenen Stil charakterisieren,” sagte Dr. Travis. “Man ist, was man tut.”

Eine zweite Gruppe von Versuchspersonen, die Transzendentale Meditation für durchschnittlich sieben Jahre praktiziert hatten, beschrieben sich als Lenker ihres Denkens und Verhaltens - die ersten Stadien der “Ent-bettung (im Gegensatz zu "Ein-bettung") ” oder Trennung von den Prozessen des Denkens und Verhaltens. “Ich bin meine eigenen Fähigkeiten; meine Fähigkeit zu lernen,” sagte einer. Ein anderer: “Ich bin meine Fähigkeit, wahrzunehmen und wach zu sein.” Gleichwohl beschrieben sich diese Probanden primär immer noch in Begriffen dessen, was sie taten.

Probanden erfahren Erleuchtung

Die siebzehn Probanden der dritten Gruppe, die Transzendentale Meditation für im Schnitt 24 Jahre praktiziert hatten und bei denen seit mindestens einem Jahr Bewusstheit (Reines Bewusstsein, Samadhi) während Schlafen, Träumen und Wachen spontan aufrecht erhalten wurde, beschrieben sich als getrennt von dem, was sie dachten oder taten - ihre Identitäten, ihre Selbste waren völlig “ent-bettet” von den Prozessen des Denkens und Verhaltens.

“Mein Selbst ist unermesslich weit ... auf einer physischen Ebene - nicht einfach nur beschränkt auf diese physische Umgebung,” sagte einer. Und ein anderer sagte: “Es ist mein SEIN. Da gibt es einen Kanal oder eine Ebene unterhalb, die allem zugrundeliegt. Es ist meine Essenz, die dort ist und sie hört nicht auf, wo ich aufhöre.”

Die Forscher bezeichnen diesen Funktionsstil als selbst-rückbezüglich (“self-referral”). “In diesem Zustand hat das Selbst seinen eigenen Status,” sagte Dr. Travis. “Es ist definiert in Begriffen seiner eigenen Struktur, unabhängig von Objekten oder Prozessen des Wissens und Erfahrens.”

Ergebnisse der Inhaltsanalyse (Content Analysis)

Gruppe / Supercode

Beispielantworten, Zitate

Nicht-TM-Gruppe: Selbst wird identifiziert mit Gedanken, Gefühlen und Aktionen

N1: Ich glaube, ich bin offen für neue Erfahrungen, und ich neige dazu, jene Dinge zu mögen, die anders sind.

N2: Ich liebe es, auf meinem eigenen Weg vorwärts zu kommen.

N3: Ich bin offen für Veränderung und neue Ideen ... ich bin Abenteurer. Ich gehe gerne aus ... und expermientiere mit neuen Ideen.

N4: Ich mag Dinge, die anders sind, selbst in meiner Art, mich zu kleiden. Normalerweise mag ich etwas, weil es ausgefallen oder ungewohnt ist, oder etwas, was andere absolut nicht tragen würden.

N5: Ich bin fröhlich, warmherzig und hilfsbereit, ich mag Leute, die gerne anderen helfen; ich hasse es, jemanden in Schwierigkeiten zu sehen.

Kurzzeit-Meditierende: Das Selbst ist der Lenker der Gedanken, Gefühle und Aktionen

K1: Ich bin mein eigenes Bewusstsein, meine Fähigkeit, wahrzunehmen und bewusst zu sein. Ich bin mein eigenes Potential, meine eigene Kraft.

K2: Ich bin meine eigenen Fähigkeiten: meine Fähigkeit zu lernen, meine Fähigkeit, Dinge zu tun, .... im eigentlichen - meine Fähigkeit zu handeln.

K3: Es gibt da verschiedene Ebenen dessen, wer ich bin. Ich bin eine Schwester, eine Tochter, eine Freundin, eine Athletin, eine Naturliebhaberin, eine Wahrheitssucherin. Ich bin eine sehr spirituelle Person. Ich glaube,dass ich alles tun und erreichen kann, worauf ich meinen Geist richte.

K4: Ich bin ein bisschen stiller, zurückhaltender und nachdenklicher als sonst, und habe den tiefen Wunsch, in all meinen Aktivitäten erfolgreich zu sein und mich gleichzeitig spirituell sehr schnell zu entwickeln.

Drei Versuchsgruppen

K5: Wer ich bin ist, wer ich innen bin. Wie ich denke. Was ich glaube. Wie ich fühle. Wie ich reagiere.

Langzeit-Meditierende: Das Selbst ist unabhängig und zugrundeliegend (grundlegender, tieferliegend) in Bezug auf Gedanken, Gefühle und Aktionen.

L1: Wir fassen das Selbst üblicher Weise als dies Alter, diese Haarfarbe, diese Hobbies ... auf ... nach meiner Erfahrung ist das Selbst erheblich größer als das. Es ist unermesslich weit, gewaltig ... auf einer physischen Ebene. Es ist aber nicht nur beschränkt auf diese körperliche Umgebung.

L2: Es ist die “Ich-bin-Heit”. Es ist mein Sein. Da gibt es eben noch einen Kanal unterhalb, der allem vollständig zugrundeliegt. Das ist meine eigentliche Essenz, und es ist nicht dort zu Ende, wo ich aufhöre ... mit “ich” meine ich diese 5,2-Fuß große Person, die sich hierhin und dorthin bewegt.

L3: Ich schaue und sehe diese wunderschöne göttliche Intelligenz ... man könnte sagen am Himmel, in einem Baum, tatsächlich aber ausgedrückt in diesen Dingen ... und diese sind mein Selbst.

L4: Ich erfahre mich selbst als ohne Grenze oder Inhalt ... jenseits des Universums... alles durchdringend, und ich bin absolut fasziniert, absolut erfreut bei jeder Bewegung, die mein Körper macht. Mit jedem, was meine Augen sehen, meine Ohren hören, meine Nase riecht. Da ist eine Freude in dem Sinne, dass ich fähig bin, das zu durchdringen. Mein Bewusstsein, meine Intelligenz durchdringt alles, was ich sehe, fühle und denke. 

L5: Wenn ich sage “ich”, das ist das Selbst. Da ist eine Qualität im Selbst, die so durchdringend ist, dass ich ganz sicher bin, dass das “ich” dasselbe “ich” ist wie das “ich” eines jeden anderen. Nicht in Begriffen, was direkt danach folgt, ich bin groß, ich bin klein, ich bin fett, ich bin dies, ich bin jenes, sondern der “ich”-Teil. Der “Ich-bin” - Teil ist dasselbe “Ich bin” für Dich und mich.

Spezifische Hirnwellenmuster

In einer früheren Studie hatte man bei denselben Probanden spezifische Hirnwellen gefunden. Mit dem Wachstum in Richtung höherer Bewusstseinszustände steigt die Kohärenz der Funktion der beiden Frontallappen des Gehirns. Diese gelten als Sitz des moralischen Denkens, des Entscheidens, Planens, des Arbeitsgedächtnisses und des Selbst-Gefühls in diesen Versuchspersonen.

“Obwohl vermutlich viele wissenschaftlich interessierte Menschen Erleuchtung für entweder imaginär, unpraktisch oder einfach für außerhalb der Grenzen wissenschaftlichen Forschens liegend halten, sind die Implikationen dieser Daten, dass Erleuchtung wissenschaftlich beschrieben werden kann,” sagte Dr. Travis. “Wir sind nun von drei verschiedenen Blickwinkeln hierhin gelangt: Antworten auf unstrukturierte Interviews, gestützt durch Faktorenanalyse der Werte psychologischer Testverfahren und von Hirnwellenmustern während des Ausübens von Aufgaben aus.”

© 2022 Anke Beumann